23. Januar 2019
Im ersten Halbjahr 2018 endeten knapp 45 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse in Leiharbeit innerhalb von weniger als drei Monaten. Jeder vierte vormalige Leiharbeiter ist außerdem bereits drei Monate nach Ende der Leiharbeitsbeschäftigung erneut in der Zeitarbeit tätig. So bietet Leiharbeit nur Wenigen eine absichernde und langfristige berufliche Perspektive.
Leiharbeitsverhältnisse sind oft nur von kurzer Dauer. Im ersten Halbjahr 2018 endete nahezu die Hälfte aller rund 776.000 beendeten Arbeitsverhältnisse in Leiharbeit innerhalb der ersten drei Monate. Dies geht aus der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor.
Mehr als ein Viertel der Leiharbeitsverhältnisse bestand für nicht einmal einen Monat und weitere 18,8 Prozent der Arbeitsverhältnisse dauerten nur zwischen einem und weniger als drei Monaten. Knapp ein Drittel (29,9 Prozent) der Arbeitsverhältnisse existierte zum Zeitpunkt seiner Beendigung zwischen einem halben Jahr und zwölf Monaten. Nur jedes Vierte beendete Leiharbeitsverhältnis bestand seit mindestens einem Jahr.
Leiharbeiter im Hamsterrad
Auch die BA weist in ihrem Bericht „Aktuelle Entwicklungen in der Zeitarbeit“ aus diesem Monat darauf hin, dass Beschäftigungsaufnahmen in der Leiharbeit weniger nachhaltig sind als im Durchschnitt aller Branchen. Für viele Beschäftigte ist die Arbeit bei einem Leiharbeitsunternehmen trotzdem langfristiger Berufsalltag. So zeigt die BA-Statistik, dass ein erheblicher Teil der Arbeitnehmer nach dem Ende einer Beschäftigung in Leiharbeit erneut eine Anstellung als Leiharbeitnehmer aufnimmt. Nach 30 Tagen sind 22 Prozent der vormaligen Leiharbeitnehmer erneut in Leiharbeit tätig und nach 90 Tagen sogar fast jeder Vierte.
Beschäftigung in Leiharbeit nimmt leicht ab
Im Juni 2018 waren laut BA-Statistik rund 1,02 Millionen Beschäftigte als Leiharbeitnehmer angestellt, darunter knapp 73.000 in geringfügiger Beschäftigung (Minijobs). Somit waren 2,7 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland als Leiharbeiter tätig. Gegenüber dem Vorjahr hat die Zahl der Beschäftigten in Leiharbeit um 20.000 Personen beziehungsweise 1,9 Prozent leicht abgenommen. Von den im Juni 2018 bestehenden Arbeitsverhältnissen waren 42,9 Prozent mindestens ein Jahr alt.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.
Leiharbeit, auch als Zeitarbeit oder Arbeitnehmerüberlassung bekannt, wird von Interessenverbänden wie dem iGZ (Interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V.) immer wieder als niederschwelliger Einstieg in den Arbeitsmarkt gelobt. Leiharbeit biete nach Auffassung der iGZ arbeitsmarktfernen Personen wie zum Beispiel Flüchtlingen und Langzeitarbeitslosen eine Chance, sich auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren. Auf der anderen Seite belegen die kurzen und immer wiederkehrenden Beschäftigungsdauern in der Leiharbeit, dass dieser Einstieg in Beschäftigung nicht zwingend zu einer nachhaltigen und beständigen Integration in Arbeit führt.
von Lena Becher
Zum Weiterlesen:
Bundesagentur für Arbeit, Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit, Januar 2019.
Bild: Colourbox.de