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Arbeitsmarkt: Geringqualifizierte weiterhin abgehängt

Die Aussicht auf einen Arbeitsplatz sinkt drastisch, wenn Arbeitslose keine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen. Die Arbeitslosenquote von Ungelernten lag 2018 mit 18,3 Prozent rund sechs Mal so hoch wie bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Das geht aus der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor.

Wer keine abgeschlossene Ausbildung hat, ist häufiger arbeitslos. Das belegen die von der Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlichten qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten. Während die Arbeitslosenquote für Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung im Jahr 2018 bei nur drei Prozent lag, war die Quote für Ungelernte mit 18,3 Prozent rund sechsmal so hoch. Die allgemeine Arbeitslosenquote in Deutschland für 2018 belief sich auf 5,2 Prozent.

Hohe Qualifikation bedeutet niedrige Arbeitslosenquote

Qualifikation schützt demnach vor Arbeitslosigkeit. Je höher die Qualifikation einer Gruppe ist, umso niedriger ist auch ihre Arbeitslosenquote. Am niedrigsten war die Arbeitslosenquote in der Gruppe der Akademiker: Von ihnen waren 2018 durchschnittlich gerade einmal 2,2 Prozent arbeitslos. Die Arbeitslosenquote für Menschen mit betrieblicher bzw. schulischer Ausbildung ist zwar mit 3,3 Prozent noch unterdurchschnittlich, liegt aber deutlich über der Arbeitslosenquote der Akademiker. Auffällig ist auch, dass die Arbeitslosenquote für Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung seit 2015 zwar rückläufig ist, aber in diesem Zeitraum nicht so stark gesunken ist, wie für Personen mit einer betrieblichen, schulischen oder akademischen Ausbildung.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

2018: Jeder zweite Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung

Der Zusammenhang zwischen Qualifikation und Arbeitslosigkeit zeigt sich auch in der Struktur der Arbeitslosen: 2018 hatten 1,2 Millionen Arbeitslose, also mehr als jeder Zweite, keine abgeschlossene Berufsausbildung. Arbeitslose Hartz-IV-Empfänger sind deutlich schlechter qualifiziert als arbeitslose Empfänger von Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung. Von den knapp 1,54 Millionen arbeitslosen Hartz-IV-Empfängern hatten mit 63,2 Prozent fast zwei Drittel keine abgeschlossene Berufsausbildung. Bei den arbeitslosen Empfängern von Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung waren es hingegen „nur“ 28,7 Prozent.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Geringqualifizierte finden seltener Arbeit

Ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist die Jobsuche seltener von Erfolg gekrönt. So lag für Ungelernte die Chance, es aus der Arbeitslosigkeit in Beschäftigung zu schaffen im Jahr 2017 nur bei 4,7 Prozent. Mit höherer Qualifikation steigen die Aussichten auf einen Arbeitsplatz: Die Abgangsrate in Beschäftigung bei Arbeitslosen mit abgeschlossener betrieblicher oder schulischer Berufsausbildung lag 2017 bei 9,8 Prozent und für Akademiker sogar bei 13,1 Prozent. Geringqualifizierte stehen also vor einem doppelten Problem: Einerseits droht ihnen aufgrund der schlechteren Arbeitsmarktchancen eher ein Abrutschen in Langzeitarbeitslosigkeit und damit auch in den Hartz-IV-Bezug (O-Ton berichtete). Zweitens schaffen sie es seltener aus eigener Kraft, dieser Abwärtsspirale zu entkommen.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten mit eingeschränkter Aussagekraft

Im Juni 2017 wurden qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten in den Katalog statistischer Veröffentlichungen der BA aufgenommen. Diese Quoten werden jeweils im Jahresdurchschnitt errechnet. Dabei werden Arbeitslose eines Qualifikationsniveaus in Bezug zu allen Erwerbspersonen (Arbeitslose und Erwerbstätigen) desselben Niveaus gesetzt. Erschwerend für die Berechnung ist, dass nicht für alle Erwerbstätigen das Qualifikationsniveau vorliegt und dieses auch nicht von der BA selbst ermittelt wird. Die BA greift hierzu auf Statistiken und Schätzungen der jeweiligen zwei Vorjahre zurück. Somit sind die qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten in ihrer Aussagekraft eingeschränkt. Trotzdem erlauben sie einen Überblick über die Arbeitslosigkeit in Personengruppen mit verschiedenen Qualifikationsniveaus.

von Lena Becher



Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitslose nach Rechtskreisen – Deutschland, West/Ost, Länder und Agenturen für Arbeit (Jahreszahlen), Dezember 2018.

Bundesagentur für Arbeit, Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten – Deutschland, Länder, Kreise, Regionaldirektionen, Agenturen für Arbeit, Regionen (Jahreszahlen), Dezember 2018.