Rund 88.000 Arbeitslose fallen wegen Krankheit aus der Statistik

(o-ton) Im November ist die Zahl der Arbeitslosen auf 2,806 Millionen gestiegen. Das gesamte Ausmaß der Menschen ohne Arbeit bildet die Zahl der Arbeitslosen allerdings nicht ab. Denn Monat für Monat filtert die Bundesagentur für Arbeit tatsächlich Arbeitslose aus der Arbeitslosenzahl und führt sie in der Kategorie Unterbeschäftigung. Im November rund 88.000 Menschen alleine deshalb, weil sie am Tag der Erfassung krankgeschrieben waren. Und das ist nur einer der Gründe, die aus Arbeitslosen Unterbeschäftigte machen.

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Koalitionsvertrag: Plus 1,4 Milliarden Euro für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen

(o-ton) Die Mittel für Leistungen zur Eingliederung in Arbeit werden in der kommenden 18. Legislaturperiode um insgesamt 1,4 Milliarden Euro angehoben. Das geht aus dem heute von CDU/CSU und SPD unterzeichneten Koalitionsvertrag hervor. Die geplante Erhöhung entspricht 350 Millionen Euro jährlich. Nach dem Sparkurs der schwarz-gelben Vorgängerregierung zeichnet sich hier eine leichte Trendwende ab.

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Koalitionsverhandlungen: Kein Sozialer Arbeitsmarkt in der Großen Koalition

(o-ton) Der Soziale Arbeitsmarkt wird im Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD offenbar keine Rolle spielen. Die Große Koalition hält stärkere Vermittlungsbemühungen und ein Bundesprogramm aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds bei den besonders arbeitsmarktfernen Langzeitarbeitslosen für ausreichend. Für die Umsetzung sollen private Arbeitgeber gewonnen werden. Die Beschäftigungsträger scheinen außen vor zu bleiben. Das geht aus dem ersten Bericht der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales hervor.

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Freie Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen und Institut für Bildungs- und Sozialpolitik legen ersten Arbeitslosenreport vor

(o-ton) Mit ihrem „Arbeitslosenreport NRW“ macht die Freie Wohlfahrtspflege verstärkt auf die problematische Lage Langzeitarbeitsloser am nordrhein-westfälischen Arbeitsmarkt aufmerksam und protestiert gleichzeitig gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung. Der Report wird gemeinsam mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) erarbeitet und ab sofort quartalsweise veröffentlicht.   

Die Wohlfahrtsverbände sind alarmiert: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Nordrhein-Westfalen nimmt stark zu. Sie ist in den vergangenen zwei Jahren (jeweils Daten aus Oktober) um 7,5 Prozent gestiegen – auf aktuell mehr als 320.000 Menschen. Das geht aus dem „Arbeitslosenreport NRW“ hervor, den die Verbände jetzt zusammen mit dem Arbeitsmarktforscher Prof. Stefan Sell erstmals veröffentlicht haben. Vom Land fordern die Verbände, die Möglichkeiten für öffentlich geförderte Beschäftigung auszubauen.

„Die offizielle Berichterstattung blendet beunruhigende Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt systematisch aus“, sagt Hermann Zaum, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Allen Jubelmeldungen zum Trotz gingen die vermeintlich oder tatsächlich positiven Arbeitsmarkt-Trends an einigen Personengruppen komplett vorbei. Anstatt sich dieser Problematik zu stellen, konzentrierten sich Politik und auch viele Jobcenter auf die leichter zu vermittelnden Fälle. Das sei ein Skandal und Zeichen arbeitsmarktpolitischer Ignoranz.

Diese Einschätzung teilt auch der Arbeitsmarktforscher Prof. Stefan Sell: „Wir erleben derzeit, wie sich ein Zweiklassen-System der Arbeitslosigkeit entwickelt. Einerseits sinkt die Zahl der Arbeitslosen, die Arbeitslosengeld I beziehen. Andererseits stecken inzwischen fast drei Viertel aller Arbeitslosen im Hartz IV-System fest. Das sind immerhin über eine halbe Million Menschen in NRW.“

Arbeit zu haben ist nach Auffassung der Wohlfahrtsverbände eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Dass Hunderttausenden diese Teilhabe vorenthalten wird, wollen die Verbände nicht hinnehmen. All jene, die kurzfristig kaum eine Chance auf einen regulären Job haben, brauchen passgenaue und verlässliche Förderangebote. Angebote, bei denen die Politik in den vergangenen Jahren jedoch konsequent den Rotstift angesetzt hat. „Um Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist es mit einer einmaligen Qualifizierung oder gar einem Bewerbungstraining nicht getan. Für sie brauchen wir mehrjährige Konzepte und öffentlich geförderte Beschäftigung“, so Zaum.

Die Wohlfahrtsverbände NRW fordern die neue Bundesregierung auf, die Mittelkürzungen für  entsprechende Förderangebote der Bundesagentur für Arbeit zurückzunehmen. Doch nicht nur den Bund sehen die Verbände in der Pflicht. Zaum: „Die rot-grüne Landesregierung hat die Bedeutung von öffentlich geförderter Beschäftigung, also eines Sozialen Arbeitsmarktes, in ihrem Koalitionsvertrag hervorgehoben. Nun ist es an der Zeit, dass sie mehr dafür tut!“

Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen künftig einmal pro Quartal den „Arbeitslosenreport NRW“. Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und SBGII-Hilfequoten, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit örtlichen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden.

Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz. Ziel der regelmäßigen Veröffentlichung ist es, den öffentlichen Fokus auf das Thema Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursache von Armut und sozialer Ausgrenzung zu lenken, die offizielle Arbeitsmarkt-Berichterstattung kritisch zu hinterfragen und dabei insbesondere die Situation in Nordrhein-Westfalen zu beleuchten.

Zum Weiterlesen:

Freie Wohlfahrtspflege NRW, Arbeitslosenreport NRW

Aus Arbeitslosigkeit in Arbeit? Nur jeder dritte vormals Arbeitslose findet einen Job

(o-ton) Nur etwa jeder dritte Arbeitslose, der im September 2013 seine Arbeitslosigkeit beendete, fand auch tatsächlich einen Arbeitsplatz oder machte sich selbstständig. Alle anderen zählten nicht mehr zu den Arbeitslosen, weil sie beispielsweise eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme begannen oder dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung standen. Von den vormals Arbeitslosen, die tatsächlich in Arbeit kommen, landen überdurchschnittlich viele in der Leiharbeit. Dort herrscht ein stetiges Kommen und Gehen, besonders von „Hartz IV“-Empfängern.

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