9,6 Prozent aller Leiharbeitskräfte verdienen so wenig, dass sie zusätzlich „Hartz IV“-Leistungen beziehen. 2011 kostete das den Staat 307,6 Millionen Euro. Das berichtet der Spiegel unter Berufung auf Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). O-Ton Arbeitsmarkt berichtete zu diesem Thema Ende Januar:
Bei drei Viertel aller vollzeitbeschäftigten Zeitarbeiter liegt das Einkommen unterhalb der Niedriglohnschwelle. Über alle Branchen und Qualifikationsniveaus hinweg verdienen sie deutlich weniger als ihre regulär beschäftigten Kollegen. Bei 9,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Leiharbeiter ist das Einkommen so gering, dass sie zusätzlich „Hartz IV“-Leistungen erhalten – Tendenz steigend.
(o-ton) 2011 gab es jeden Monat etwa 10.403 „Hartz IV“-Empfänger, deren Regelleistung bis zu drei Monate lang vollständig gestrichen wurde. Das geht aus den Antworten der Bundesregierung auf kleine Anfragen der Linken hervor. In dieser Zeit führen die Betroffenen ein Leben unterhalb des Existenzminimums. Jugendliche unter 25 Jahren treffen Sanktionen besonders hart. Im Extremfall sind Betroffene nur noch eingeschränkt krankenversichert.
(o-ton) Etwa jeder Zehnte in Deutschland ist abhängig von „Hartz IV“-Leistungen. Zwischen den Bundesländern unterscheidet sich der Anteil der Hilfebedürftigen dabei deutlich. So bezieht mehr als jeder fünfte Berliner „Hartz IV”-Leistungen. In Bayern sind „lediglich“ vier Prozent betroffen. Das zeigen die regionalen Hilfequoten der Bundesagentur für Arbeit.
(o-ton) Die Arbeitslosenzahl ist im Januar über die Marke von drei Millionen gestiegen. Zumindest offiziell. Tatsächlich sind über drei Millionen Arbeitslose nicht die ganze Wahrheit. Weitere rund 800.000 Menschen ohne Arbeit wurden aus der offiziellen Zahl herausgerechnet. Zum Beispiel, weil sie über 58 Jahre alt sind und länger als ein Jahr kein Jobangebot erhalten haben, einen Ein-Euro-Job machen, am Zähltag krankgeschrieben waren oder eine private Arbeitsvermittlung in Anspruch nehmen. Das zeigt die Unterbeschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit.
(o-ton) Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit löst sich das Missverhältnis zwischen einem geringen Angebot an Ausbildungsplätzen auf der einen und einem Überangebot an Bewerbern auf der anderen Seite zunehmend auf. In einigen Regionen würden junge Menschen inzwischen „zum knappen Gut“. An der Zahl der Jugendlichen, die sich im so genannten Übergangssystem befinden, weil ihre Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos blieb, ändert das jedoch kaum etwas. Noch immer sind rund 300.000 junge Menschen betroffen.
Laut Bundesagentur für Arbeit entwickelt sich der Ausbildungsstellenmarkt positiv. Auch wenn die BA-Statistik nur ihr gemeldete Stellen und Bewerber erfasst, lassen sich aus den Zahlen Grundtendenzen der Gesamtentwicklung am Ausbildungsmarkt ablesen. Im Ausbildungsjahr 2010/2011 trafen rund 540.000 Bewerber auf 520.000 Ausbildungsstellen. Lässt man Faktoren wie die unterschiedliche regionale Verteilung von Bewerbern und Stellen sowie Diskrepanzen zwischen Stellenanforderungen und Qualifikation der Bewerber außer Acht, hätten theoretisch „nur“ etwa 20.000 gemeldete Bewerber ohne Berufsausbildungsplatz bleiben müssen. In den Jahren davor sah das noch deutlich düsterer aus. 2009/2010 lag die Differenz bei rund 70.000 und 2008/2009 bei 80.000.
300.000 Jugendliche im Übergangssystem statt in Ausbildung
Trotzdem ändert sich an der Zahl der Jugendlichen, die im Übergangssystem „geparkt“ werden, weil sie keinen Ausbildungsplatz finden, kaum etwas. Gegenüber 2010 hat sie von knapp 320.000 auf rund 300.000 in 2011 nur geringfügig abgenommen. Von insgesamt knapp einer Million Jugendlichen, die in 2011 einen Ausbildungsplatz suchten, nahmen rund 30 Prozent an Übergangsmaßnahmen teil, statt eine Berufsausbildung beginnen zu können. Parallel stieg die Zahl der unbesetzten Lehrstellen an. 2008/2009 waren es gemäß der BA-Daten 17.000, im Ausbildungsjahr 2009/2010 20.000 und 2010/2011 blieben 30.000 Stellen unbesetzt.
Maßnahmen mit fragwürdigem Erfolg
Der Erfolg der Maßnahmen ist höchst umstritten. Ihr Ziel ist es, die Chancen der Teilnehmer auf eine Berufsausbildung zu erhöhen. Die Betroffenen holen beispielsweise ihren Haupt- oder Realschulabschluss nach oder absolvieren Praktika in Betrieben. Ein Teil der Jugendlichen besucht eine Berufsfachschule, ohne einen Abschluss zu erhalten. Weitere, die auch nach einer berufsvorbereitenden Maßnahme keinen Ausbildungsplatz finden, werden ohne Anbindung an einen Betrieb bei einem sozialen Träger ausgebildet. Nur bei etwa jedem zehnten Teilnehmer führt die Übergangsmaßnahme zu einem vollwertigen Abschluss. Vergleichsweise wenige Teilnehmer beginnen nach der Übergangsphase direkt eine voll qualifizierende Berufsausbildung. Nach einem Jahr hat etwa die Hälfte einen Ausbildungsplatz. Durchschnittlich nehmen die Jugendlichen an 1,3 Programmen teil und verbringen insgesamt fast 17 Monate im Übergangssystem.
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