11. September 2018
Immer mehr Flüchtlingen in Deutschland gelingt die Integration in Arbeit. Doch rund die Hälfte aller beschäftigten Migranten aus einem Asylherkunftsstaat arbeiten in einem Helferberuf. Weil diese als unsichere Anstellung gelten, könnte der berufliche Einstieg schon bald zum Bumerang werden.
Die Beschäftigung in Deutschland wächst – auch unter Flüchtlingen, wie die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt. Doch der für Flüchtlingsvermittlung zuständige Geschäftsführer der BA, Daniel Terzenbach, mahnte gegenüber dem FOCUS an, dass man nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Arbeitsaufnahmen von Flüchtlingen im Blick haben müsse. So seien viele Flüchtlinge lediglich in Helferberufen angestellt, die eine unsichere Anstellung darstellen. Terzenbach warnte gegenüber dem FOCUS davor, dass Helferjobs zur „Helferfalle“ werden könnten. Beschäftigungen auf Helferniveau seien im Vergleich unbeständiger als Beschäftigungen als Fachkraft.
Im Dezember 2017 waren in Deutschland knapp 210.000 Migranten aus einem der zuzugsstärksten außereuropäischen Herkunftsstaaten sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Weitere rund 64.000 gingen ausschließlich einer geringfügigen Beschäftigung, einem sogenannten „Minijob“ nach. Weil die Beschäftigungsstatistik der BA nicht die anerkannten Flüchtlinge, sondern lediglich Migranten aus den acht außereuropäischen Asylherkunftsstaaten abbildet, hat sie nur eingeschränkte Aussagekraft. Allerdings ist die Schnittmenge zwischen diesen Gruppen sehr hoch (O-Ton berichtete).
Helferjobs unter Migranten aus Asylstaaten weit verbreitet
Mit 47 Prozent war fast die Hälfte der Migranten aus den Asylherkunftsländern in sozialversicherungspflichtiger Arbeit als Helfer beschäftigt, mehr als dreimal so häufig wie der Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Auch bei den Minijobbern war der Anteil der Arbeiter auf Helferniveau unter Migranten aus einem der acht Asylherkunftsländer außerhalb Europas mit knapp 64 Prozent sehr hoch. Allerdings fiel der Unterschied zur Gesamtzahl aller geringfügig Beschäftigten nicht so gravierend aus wie bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
42 Prozent der Migranten arbeiten als Fachkraft
Es darf nicht unterschlagen werden, dass bereits Ende 2017 42 Prozent der Migranten aus Asylherkunftsländern in sozialversicherungspflichtiger Anstellung auf Fachkraftniveau beschäftigt sind. Das Potential für höherwertige Arbeitsverhältnisse ist unter dieser Personengruppe also offensichtlich vorhanden. Aktuell arbeiten viele Flüchtlinge in Helferjobs, weil sie keinen (anerkannten) Bildungs- oder Berufsabschluss nachweisen können (O-Ton berichtete). Oft wurde ihr Bildungsweg aufgrund der Flucht unterbrochen.
Dazu kommt, dass viele Flüchtlinge unzureichende Sprachkenntnisse haben und sie daher auf prekäre oder unsichere Beschäftigungsverhältnisse ausweichen müssen. Der Migrations-Monitor der BA zeigt, dass Flüchtlinge oft in Branchen wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe oder der Leiharbeit beschäftigt sind (O-Ton berichtete). Gerade in diesen Sektoren ist das Risiko von unsteten Beschäftigungsverhältnisse und Niedriglöhnen erhöht. Das erhöht die Gefahr, dass bestehende oder latente wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten zementiert werden.
von Lena Becher
Zum Weiterlesen:
O-Ton Arbeitsmarkt, Flüchtlinge am Arbeitsmarkt: Was die Arbeitslosenzahl verschweigt, 10.04.2018.
O-Ton Arbeitsmarkt, Flüchtlinge am Arbeitsmarkt: Mehr als jeder Zwölfte in Leiharbeit, 14.06.2017.