13. November 2018
Für einen erheblichen Teil der erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher ist der Leistungsbezug ein Dauerzustand. Wie Berechnungen des BIAJ auf Basis der Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigen, bezieht mehr als ein Fünftel der Erwerbsfähigen im Hartz-IV-System seit zehn oder mehr Jahren die Sozialleistung.
Knapp 4,25 Millionen erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher gab es laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Dezember 2017, rund 76.000 Personen weniger als im Vorjahresmonat. Doch auch wenn die Zahl der Hartz-IV-Bezieher nun seit mehreren Jahren rückläufig ist, gibt es dennoch fast eine Million Menschen, die seit mindestens einem Jahrzehnt durchgängig von Hartz IV leben.
Das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) hat am 6. November 2018 die Ergebnisse einer Sonderauswertung der BA-Statistik veröffentlicht, die die Risse im Hartz-IV-System offenbart. So gab es im Dezember 2017 rund 910.000 Erwerbsfähige, die seit zehn Jahren oder länger Hartz-IV-Leistungen bezogen haben. Gleichzeitig gab es mit knapp 927.000 eine fast gleich große Gruppe von Leistungsbeziehern, die erst seit unter einem Jahr im Hartz-IV-Bezug waren. Unter den erwerbsfähigen Hartz-IV-Beziehern befanden sich zuletzt auch 1,1 Millionen Beschäftigte, sogenannte Aufstocker (O-Ton berichtete).
Die Sonderauswertung bietet einen genaueren Einblick in die Strukturen des Hartz-IV-Bezugs als das Standardangebot der BA-Statistik (O-Ton berichtete). So bestätigt sie einerseits den Eindruck, dass die überwiegende Mehrheit der Hartz-IV-Empfänger Langzeitbezieher, also seit mindestens zwei Jahren hilfebedürftig, sind. Andererseits wird durch die Sonderauswertung überdeutlich, dass das Ausmaß des verfestigten Hartz-IV-Bezugs deutlich gravierender ist, als auf den ersten Blick angenommen. Für beinahe eine Million Erwerbsfähige in Deutschland ist das Hartz-IV-System seit mindestens einem Jahrzehnt dauerhafte Lebensrealität.
von Lena Becher
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