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Ausbildungsstellenmarkt: Bilanz des 5. Quartals wenig zufriedenstellend

Zum Abschluss des sogenannten 5. Quartals auf dem Ausbildungsstellenmarkt hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) nun Bilanz der Aktivitäten zur Nachvermittlung in Berufsausbildungsstellen gezogen. Diese fällt insgesamt mager aus. Das Ziel der Nachvermittlung in eine betriebliche Ausbildung erreicht nur etwa jeder Zehnte.

Zwischen dem 01.10. und dem 31.12. jeden Jahres unterstützt die BA in der Nachvermittlung des 5. Quartals Bewerber und Betriebe bei der kurzfristigen Vermittlung in Ausbildungsstellen. Die Statistik macht für diesen Zeitraum eine hohe Aktivität auf dem Ausbildungsstellenmarkt deutlich. Insgesamt ist allerdings festzustellen, dass diese in den meisten Fällen nicht erfolgreich verlaufen, die Passungsprobleme zwischen den betrieblichen Ausbildungsstellen auf der einen und den gemeldeten Bewerbern auf der anderen Seite auch in der Verlängerung bestehen bleiben.

Bereits die Bilanz zum 30.09.2018, dem Stichtag des Ausbildungs- und Berufsberatungsjahres 2017/2018, fiel durchwachsen aus (O-Ton berichtete). Einerseits überstiegen erstmals seit über zwei Jahrzehnten die gemeldeten Berufsausbildungsstellen wieder die gemeldeten Bewerber. Dies wertete die BA als verbesserte Chancen für Ausbildungssuchende. Andererseits musste aber auch eine Zunahme der Passungsprobleme am Ausbildungsstellenmarkt konstatiert werden, die auf erhebliche regionale, berufsfachliche und qualifikatorische Ungleichgewichte zurückzuführen sind. Zum Stichtag galten 57.700 betriebliche Ausbildungsstellen als unbesetzt, während fast 79.000 gemeldete Bewerber noch auf der Suche nach einer dualen Ausbildung waren. Davon waren mehr als 24.500 Bewerber gänzlich unversorgt und 54.100 Bewerber, die zum 30.09.2018 zwar eine Alternative zur angestrebten Berufsausbildung vorweisen konnten, ihr Vermittlungsgesuch bei der BA und den damit verbundenen Wunsch nach einer Ausbildungsstelle aber aufrechterhielten.

Versorgte Bewerber selten in Ausbildung

Insgesamt waren im 5. Quartal noch rund 66.700 Bewerber auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Darunter befanden sich knapp 16.700 Personen, die sich im abgelaufenen Berichtsjahr noch nicht beworben hatten. Rund 50.000 erfolglose Bewerber mündeten aus dem abgelaufenen Berichtsjahr ein, darunter die rund 24.500 unversorgten Bewerber. Zum Abschluss des Quartals wertete die BA Mitte Januar 2019 59 Prozent (39.375) der gemeldeten Bewerber als versorgt. Dabei fanden bis Ende 2018 tatsächlich nur 6.500 Bewerber noch kurzfristig eine Ausbildungsstelle, sodass die Nachvermittlung lediglich in etwa 10 Prozent der Fälle erfolgreich verlief. An dieser Stelle lohnt sich ein genauerer Blick auf die Zusammensetzung der versorgten Bewerber.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Der überwiegende Teil mündet nicht in eine Ausbildung ein, sondern kann zum Stichtag eine Alternative zur angestrebten Ausbildungsstelle vorweisen. Darunter fallen etwa ein fortgesetzter Schul- oder Universitätsbesuch (11%) oder die Aufnahme bzw. der Verbleib in Erwerbstätigkeit (12%). Weitere knapp zehn Prozent befanden sich zwar bereits in einer Ausbildung (5,3% gefördert), hatten die Suche nach einer passenderen Stelle aber (ohne Erfolg) fortgeführt. Lediglich sieben Prozent der gemeldeten Bewerber wurden in einer Fördermaßnahme der BA versorgt. Bemerkenswert erscheint auch, dass Bewerber die sich Ende 2018 arbeitslos meldeten (3%) und Bewerber zu denen die BA keine Angaben machen kann (7%), da ihr trotz Nachfrage keine Informationen zum Verbleib vorliegen, ebenfalls als versorgt gewertet werden. Gut 41 Prozent (27.342) der Bewerber des 5. Quartals blieben demnach unversorgt. Zum Stichtag 31.12.2018 hatten sich schließlich knapp 10.000 der unversorgten Bewerber auch arbeitslos gemeldet.

Nachvermittlung bei Unversorgten besonders erfolglos

Fällt die Bilanz für die gemeldeten Bewerber insgesamt schon wenig erfolgreich aus, so ist sie für die Bewerber, die bereits zum 30.09. keinen Ausbildungsplatz gefunden hatten, nochmal signifikant schlechter. Deutlich mehr als jeder Zweite (58 Prozent) fand auch bis Ende des Jahres keine Ausbildungsstelle. Der Anteil jener Bewerber zu deren Verbleib keine Angaben gemacht werden können, ist mit 17 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich ausgeprägt. Insgesamt konnten von dieser Gruppe nur neun Prozent auf eine Ausbildungsstelle nachvermittelt werden (1% gefördert). Lediglich vier Prozent wurden in Maßnahmen der BA gefördert. Auch die übrigen Werte dieser Gruppe bleiben im Vergleich zur Gesamtheit aller gemeldeten Bewerber stets unterdurchschnittlich.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Viele Stellen bleiben unbesetzt

Auf der Angebotsseite meldeten Betriebe zusätzlich zu den rund 57.700 am 30.09.2018 unbesetzten Berufsausbildungsstellen weitere 12.100 Stellen, die sofort zu besetzen seien. Von den insgesamt knapp 70.000 unbesetzten Stellen verblieben im Januar noch 11.400. Hier wird das Ausmaß der unbesetzten Stellen allerdings unterzeichnet. Auch wenn theoretisch die gemeldeten Stellen von Ausbildungssuchenden besetzt werden können, die nicht als Bewerber bei der BA gemeldet sind, ist bei der relativ niedrigen Zahl der einmündenden Bewerber davon auszugehen, dass ein Großteil der Betriebe ihr Gesuch zwischenzeitlich zurückgezogen haben, obwohl die Stellen unbesetzt blieben.

von Simon Näckel



Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Bewerber und Berufsausbildungsstellen: Ausbildungsbeginn bis Ende des Jahres – Deutschland, West/Ost und Länder (Monatszahlen), Januar 2019.

O-Ton Arbeitsmarkt, Ausbildungssuche: Jeder siebte Bewerber ohne Erfolg, 26.11.2018.

O-Ton Arbeitsmarkt, Fast jeder zweite Arbeitslose hat keine abgeschlossene Berufsausbildung, 04.09.2018.

Bild: Colourbox.de