7. März 2019
Im September 2018 gab es knapp 4,1 Millionen erwerbsfähige Hartz IV-Empfänger, aber gerade einmal 36 Prozent von ihnen gelten als arbeitslos im Sinne der Statistik. Mit 64 Prozent wird der überwiegende Teil von ihnen nicht zu den Arbeitslosen gezählt. Das zeigt der aktuelle Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit.
Im September 2018 lebten in Deutschland knapp sechs Millionen Menschen in einem Hartz IV-Haushalt. Knapp 4,1 Millionen der Hartz-IV-Empfänger waren im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 Jahren und der Regelaltersgrenze und könnten grundsätzlich einer Arbeit von mehr als drei Stunden täglich nachgehen. Doch von den über vier Millionen Erwerbsfähigen im Hartz-IV-System galten im September 2018 nur knapp 1,5 Millionen beziehungsweise 36 Prozent gemäß der BA-Statistik als arbeitslos. Wie ist das möglich?
617.000 oder etwa 15 Prozent der erwerbsfähigen Hartz IV-Bezieher arbeiteten mindestens 15 Stunden pro Woche (O-Ton berichtete). Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat waren weniger Beschäftigte auf aufstockende Leistungen aus der Grundsicherung angewiesen. Ihre Zahl hat um rund 43.000 Personen abgenommen.
Bei insgesamt etwa 715.000 Personen oder 18 Prozent war Arbeit nicht zumutbar. Sie betreuten Kinder, pflegten Angehörige (zusammen etwa 318.000 beziehungsweise acht Prozent) oder befanden sich in Ausbildung, Schule oder Studium (397.000 beziehungsweise zehn Prozent). Somit müssen sich aufgrund von Bildung oder familiären Verpflichtungen im Vergleich zu September 2017 rund 17.000 erwerbsfähige Hartz-IV-Empfänger weniger dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen.
549.000 oder 14 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nahmen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, zum Beispiel einem Ein-Euro-Job oder einer Weiterbildung teil. In dieser Gruppe gab es innerhalb eines Jahres eine Abnahme um rund 50.000 Personen.
Weitere etwa 306.000 Personen oder acht Prozent galten nicht als arbeitslos, weil sie am Stichtag der Erfassung krankgeschrieben waren. Gegenüber September 2017 hat die Zahl der kurzzeitig Arbeitsunfähigen um 1.000 Personen leicht zugenommen.
Circa 167.000 oder fünf Prozent waren älter als 58 Jahre und hatten entweder innerhalb der letzten zwölf Monate kein Jobangebot erhalten oder bezogen durch vorruhestandsähnliche Regelungen Arbeitslosengeld beziehungsweise „Hartz IV“-Leistungen unter erleichterten Bedingungen. Das sind rund 5.000 Personen mehr als im Vorjahresmonat.
All diese Personen sind erwerbsfähig und erhalten Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Sie werden in der offiziellen Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) jedoch nicht berücksichtigt.
Immer weniger Hartz-IV-Bezieher sind (offiziell) arbeitslos
In den letzten Jahren sind die Zahl der erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher sowie auch die Zahl der Arbeitslosen gesunken. Auffällig ist, dass der Anteil der nicht arbeitslosen Leistungsbeziehenden im gleichen Zeitraum immer weiter gewachsen ist. Zuletzt zählten nahezu zwei Drittel der Hartz-IV-Bezieher nicht zu den Arbeitslosen. Im Vergleich dazu war im Januar 2007 rund jeder zweite erwerbsfähige Leistungsberechtigte auch offiziell arbeitslos. Die Zahlen aus der BA-Statistik verdeutlichen, dass Hartz-IV-Bezug und Arbeitslosigkeit keinesfalls als Synonyme verwendet werden sollten. Vielmehr befinden sich im Hartz-IV-System neben den inoffiziell Arbeitslosen aus der Unterbeschäftigungsstatistik (O-Ton berichtete) auch hunderttausende Personen, die entweder einer bezahlten oder einer unbezahlten Arbeit nachgehen.
von Lena Becher
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Bild: Colourbox.de