12. März 2019
Obwohl immer mehr Flüchtlinge in Deutschland einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen, liegen ihre Verdienste weit unter denen aller Beschäftigten in Deutschland. Ein Grund dafür ist der hohe Anteil von beschäftigten Flüchtlingen in Leiharbeit und Helferjobs.
Immer mehr Flüchtlingen in Deutschland gelingt die Integration in den Arbeitsmarkt, wie aus der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht (O-Ton berichtete). Trotz dieser erfreulichen Nachricht, zeigt der Migrations-Monitor der BA auch, dass Migranten aus Asylherkunftsstaaten oft als billige Arbeitskräfte eingesetzt werden und ihre Verdienste weit unter der Gesamtheit der Beschäftigten in Deutschland liegen. Zum Stichtag am 31. Dezember 2017 erhielten knapp zwei Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Vollzeit aus den zuzugsstärksten außereuropäischen Asylherkunftsländern einen Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle von 2.192 Euro im Monat. Bei allen Vollzeitbeschäftigten lag der Anteil der Niedriglöhner hingegen „nur“ bei 19,8 Prozent. Nach Definition der OECD liegt die Niedriglohnschwelle bei Verdiensten unterhalb von zwei Dritteln des Medianlohns.
Viele Flüchtlinge in Helferjobs und in Leiharbeit
Eine Erklärung für die schlechten Verdienste von Flüchtlingen ist der hohe Anteil von Beschäftigten in Helferjobs und in der Leiharbeit. Mehr als jeder zweite Flüchtling in einem Vollzeitjob arbeitet lediglich auf Helferniveau. Aufgrund von fehlenden oder nicht anerkannten Sprach- und Berufskenntnissen bieten Helferjobs für viele Flüchtlinge die schnellste Einstiegsmöglichkeit in den Arbeitsmarkt. Ähnlich verhält es sich bei der Leiharbeit (O-Ton berichtete). Zum Stichtag am 31.12.2017 arbeitete etwa jeder fünfte vollzeitbeschäftigte Flüchtling in der Leiharbeit.
Flüchtlinge beim Einkommen weit abgeschlagen
Das mittlere Einkommen von Migranten aus außereuropäischen Asylherkunftsländern in Vollzeitbeschäftigung lag zum Stichtag am 31.12.2017 mit 1.839 Euro merklich unter dem Gesamt-Median von 3.209 Euro. Die vergleichsweise geringen mittleren Entgelte für Beschäftigte in Leiharbeit und in Helferjobs gepaart mit dem hohen Anteil der Flüchtlinge in gerade diesen Beschäftigungsverhältnissen liefert hierfür eine Erklärung. Allerdings liegt das mittlere Entgelt der hier betrachteten Migranten auf allen Anforderungsniveaus weit unter dem mittleren Entgelt aller Beschäftigter. Auf Fachkraft- und Expertenniveau beträgt der Abstand rund 1.000 Euro. Der Unterschied des mittleren Einkommens auf Spezialistenniveau beträgt im Vergleich beider Gruppen sogar 1.500 Euro.
Arbeit um jeden Preis?
Die Verdienststatistik von Beschäftigten aus Asylherkunftsländern zeigt, dass es sich bei den Arbeitsverhältnissen, in denen sich ein Großteil der Flüchtlinge befindet, nicht um langfristig existenz- und alterssichernde Beschäftigungsverhältnisse handelt. Es ist zwar erfreulich, dass vielen Flüchtlingen und Migranten der Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt gelingt. Andererseits kann keinesfalls von einer abschließenden Integration gesprochen werden, solange die hier gezeigten eklatanten Verdienstunterschiede bestehen bleiben.
Statistische Erfassung von Flüchtlingen
Die hier zitierten Daten stammen aus dem Migrations-Monitor der Bundesagentur für Arbeit. In ihm enthalten sind nicht ausschließlich Flüchtlinge, sondern alle mit einer Staatsangehörigkeit aus den acht zuzugsstärksten außereuropäischen Asylherkunftsländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien), die sich in Deutschland aufhalten. Dazu gehören auch Menschen, die bereits vor 2015 eingewandert sind und schon seit Jahren in Deutschland leben. Die Schnittmenge mit den neu angekommenen Flüchtlingen ist aber sehr groß (O-Ton berichtete).
von Lena Becher
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Bild: Colourbox.de