2. August 2019
Seit Jahresbeginn können Langzeitarbeitslose in einer der beiden Maßnahmen nach dem Teilhabechancengesetz einen geförderten Arbeitsplatz erhalten. Im Juli zählten die Förderungen zusammen über 25.000 Teilnehmende. Doch nun gehen die Neueintritte in die Maßnahmen wieder zurück und ein Teil der Jobcenter nutzt die Instrumente kaum oder gar nicht.
Im Juli 2019 wurden rund 25.000 vormals Langzeitarbeitslose in einer Maßnahme des Teilhabechancengesetztes am „sozialen Arbeitsmarkt“ gefördert. Die Maßnahmen „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (TAM) und „Eingliederung von Langzeitarbeitslosen (EVL) beinhalten Lohnkostenzuschüsse für sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Das Gesetz trat 1. Januar 2019 in Kraft. Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) zählte die TAM im Juli rund 21.000 Teilnehmende, während es in der EVL gleichzeitig rund 4.000 Teilnehmende gab.
Seit April 2019 hat sich die Dynamik der Eintritte in die Maßnahmen allerdings verlangsamt. Die Zugänge in die TAM erreichten mit knapp 4.400 im April ihren bisherigen Höhepunkt. Im Juli traten nur noch knapp 2.300 Personen, etwa halb so viele wie im April, in die Fördermaßnahme ein. In der EVL sinken die Eintrittszahlen seit Mai 2019 ebenfalls und lagen im Juli mit knapp 600 bei etwas mehr als der Hälfte des Werts aus Mai. Ob sich dieser Trend – eventuell auch konjunkturell bedingt – fortsetzen wird oder auf eine saisonale Schwankung zurückzuführen ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Im regionalen Vergleich zeigt sich, dass die neuen Instrumente von den Jobcentern unterschiedlich stark genutzt werden. Mit Abstand die meisten Teilnahmen gab es in Nordrhein-Westfalen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland wurden im Juli rund 6.300 Teilnehmende in der TAM und rund 900 in der EVL gefördert.
Dass die hohen Teilnehmerzahlen in Nordrhein-Westfalen aber nicht nur mit der Größe des Bundeslandes zu erklären sind, zeigt eine Auswertung der Instrumente auf Jobcenterebene. Im März 2019 (Werte nur mit Wartezeit verfügbar) waren acht der zehn Jobcenter mit den meisten Teilnehmenden in der TAM Jobcenter aus Nordrhein-Westfalen. Den Spitzenplatz belegte das Jobcenter Unna mit 247 Teilnehmenden. Gleichzeitig meldeten 74 der 406 Jobcenter in Deutschland keinen einzigen Förderfall in der TAM.
Frauen werden seltener gefördert
Bislang sind die Teilnehmenden in den neuen Instrumenten mehrheitlich männlich. Im April 2019 waren nur 37 Prozent der Teilnehmenden in der TAM und 32 Prozent der Teilnehmenden in der EVL Frauen. Die gesetzlichen Vorgaben verlangen jedoch eine Mindestbeteiligung von Frauen an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, die mindestens ihrem Anteil an den Arbeitslosen und ihrer relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit entspricht. Für die neuen Instrumente ist das vor allem deshalb von Bedeutung, weil sie unter anderem für Alleinerziehende – meist Frauen – eine Brücke in den Arbeitsmarkt bauen sollten.
Bereits jetzt zeichnet sich in der Statistik ab, dass das neue Regelinstrument TAM die Zielgruppe sehr arbeitsmarktferner Personen zumindest im Vergleich mit der EVL erreichen kann. So gibt es beispielsweise im Hinblick auf das Alter der Teilnehmenden zwischen den beiden Instrumenten merkliche Unterschiede. Während mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden in der TAM 45 Jahre oder älter waren, war es in der EVL nicht einmal jeder Zweite. 51 Prozent der Teilnehmenden in der TAM hatte zum Zeitpunkt der Förderung keine abgeschlossene Berufsausbildung, in der EVL waren es mit 44 Prozent etwas weniger. Auch der Anteil von Schwerbehinderten in der TAM ist mit neun Prozent gegenüber vier Prozent in der EVL deutlich höher.
von Lena Becher
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Bild: Colourbox.de