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Freie Wohlfahrtspflege in NRW kritisiert die „Endstation Hartz IV“

amnews-2-300x190Im Jahr 2018 gelang nur einem kleinen Teil der 1,16 Millionen Hartz-IV-Beziehenden in Nordrhein-Westfalen die Integration in Arbeit. Der aktuelle Arbeitslosenreport NRW zeigt außerdem, dass diese Integrationen häufig nicht nachhaltig sind und auch oft nicht zu einem Ende des Hartz-IV-Bezugs führen.

Trotz der guten Arbeitsmarktentwicklung in den letzten Jahren scheint auch in Nordrhein-Westfalen der Hartz-IV-Bezug für viele Menschen eine Endlosschleife zu sein. Das zeigt der aktuelle Arbeitslosenreport „Ausstieg aus Hartz IV“ der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Der Report macht auf das krasse Missverhältnis zwischen Erwerbsfähigen im Hartz-IV-System und Integrationen in sozialversicherungspflichtige Arbeit aufmerksam: Im Jahr 2018 gab es in Nordrhein-Westfalen monatlich 1,16 Millionen Erwerbsfähige im Hartz-IV-Bezug und nur 20.000 Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.

Außerdem führte nicht einmal jede zweite dieser Integrationen zu einem Ende des Hartz-IV-Bezugs, wie eine Auswertung der sogenannten bedarfsdeckenden Integrationen belegt. Christian Heine-Göttelmann, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW, kritisiert scharf, dass der Hartz-IV-Bezug immer noch ein soziales Stigma darstellt: „Es kann nicht sein, dass Menschen, die in Vollzeit arbeiten, weiterhin auf staatliche Leistungen angewiesen sind. Und auch diejenigen, die etwa aus gesundheitlichen oder familiären Gründen nur in Teilzeit arbeiten können, dürfen nicht schief dafür angesehen werden, dass sie ihren Lohn noch mit Sozialleistungen aufstocken müssen.“

Rückkehr ins Berufsleben schlägt häufig fehl

Eine weitere Erkenntnis des Reports: Selbst, wenn die Integration in Beschäftigung zunächst gelingt, sind Viele nach spätestens einem Jahr erneut auf Arbeitssuche. Laut Arbeitslosenreport waren weniger als zwei Drittel von den über 16.000 Hartz-IV-Empfängern, die die Jobcenter im Dezember 2017 in sozialversicherungspflichtige Jobs vermittelt hatten, auch noch im Dezember 2018 beschäftigt. Mehr als jedes vierte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnis endete bereits innerhalb der ersten drei Monate nach der Integration.

Die Freie Wohlfahrtspflege NRW verlangt deshalb, dass Hartz-IV-Bezieher nicht nur bei der Auswahl eines für sie passenden Jobs, sondern auch in der Zeit nach der Integration in Arbeit stärker unterstützt werden. „Wir lernen gerade durch die neuen Angebote des Teilhabechancengesetzes, wie wichtig ein unterstützendes Coaching sein kann, wenn Menschen aus dem Hartz-IV-Bezug es wieder auf den Arbeitsmarkt schaffen“, so Heine-Göttelmann. Derartige Maßnahmen sollten gerade für Langzeitarbeitslose standardmäßig eingesetzt werden, um ihnen die Rückkehr ins Berufsleben zu erleichtern und aus dem kurzfristigen einen endgültigen Ausstieg aus Hartz IV zu machen.

von Lena Becher



Zum Weiterlesen:

Freie Wohlfahrtspflege NRW, Arbeitslosenreport 03/2019: Ausstieg aus Hartz IV.