17. März 2020
Kaum ein Langzeitleistungsbezieher wird arbeitsmarktpolitisch gefördert. Die Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) belegt: Der Großteil von Ihnen, knapp 75 Prozent, hat in den letzten 12 Monaten an keiner Maßnahme teilgenommen.
Langzeitleistungsbezieher sind eine der Problemgruppen am deutschen Arbeitsmarkt. Es handelt sich um erwerbsfähige Personen, die in 21 der letzten 24 Monate Hartz-IV-Leistungen bezogen haben. Dennoch werden sie kaum gefördert. Im Oktober 2019 hatte gerade einmal jeder vierte der rund 2,7 Millionen Langzeitleistungsbezieher in den vorigen zwölf Monaten an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilgenommen. Die übrigen rund drei Viertel wurden in dieser Zeit nicht gefördert. Absolut gesehen ist die Zahl der Ungeförderten im Vergleich mit dem Vorjahr von 2,1 auf rund zwei Millionen Menschen gesunken. Zu den genannten Förderung im Sinne der zitierten BA-Statistik zählen alle arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen mit Ausnahme von Zuschüssen aus dem Vermittlungsbudget (beispielsweise für Bewerbungskosten), Beschäftigung begleitenden Leistungen und einer intensiveren Beratung oder Betreuung durch Jobcentermitarbeiter.
Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat war nicht nur die absolute Zahl, sondern auch der Langzeitleistungsbezieher ohne Förderung um zwei Prozentpunkte leicht gesunken. Diese Entwicklung könnte durch die neuen Förderungen des Teilhabechancengesetzes (THCG) verursacht worden sein. So richtet sich etwa das neue Instrumente Teilhabe am Arbeitsmarkt (TaAM) ausschließlich an Personen im Langzeitbezug von Hartz-IV-Leistungen.
Langzeitleistungsbezieher sind besonders förderbedürftig
Dabei benötigen vor allem Langzeitleistungsbezieher besondere Unterstützung, denn ihnen fällt der Ausweg aus der Hilfebedürftigkeit und in den Arbeitsmarkt extrem schwer. Wie schwer, zeigt die Statistik mehr als deutlich, denn monatlich finden weniger als Zwei von Hundert eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Hintergrund sind – im Jargon der Bundesagentur für Arbeit – die „multiplen Vermittlungshemmnisse“. Allerdings muss bei den genannten Zahlen auch berücksichtigt werden, dass ein Teil der Langzeitleistungsbezieher bereits einer Beschäftigung nachgeht. Laut BA-Statistik waren es im Oktober 2019 rund 750.000. Für diesen Personenkreis kämen daher eher Förderungen infrage, bei denen die Überwindung der Hilfebedürftigkeit im Vordergrund steht.
Über zwei Drittel aller Hartz-IV-Empfänger sind Langzeitleistungsbezieher
Trotz der guten Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt in den letzten Jahren sind immer noch zahlreiche Menschen langfristig auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Im Oktober 2019 gab es laut BA-Statistik rund 2,7 Millionen Langzeitleistungsbezieher. Das entspricht rund 70 Prozent und damit mehr als zwei Drittel der insgesamt knapp 3,8 Millionen Hartz-IV-Empfänger im erwerbsfähigen Alter im selben Monat. Allerdings ist die absolute Zahl der Langzeitleistungsbezieher in den letzten Jahren gesunken. Im Vergleich mit Oktober 2011 gab es einen Rückgang um rund 350.000 Personen beziehungsweise 11,5 Prozent.
von Lena Becher
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