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Bei der Jobsuche ist arbeitslos nicht gleich arbeitslos

(o-ton) Über zwei Drittel der Arbeitslosen stecken im Hartz IV-System (SGB II). Selbst bei guter wirtschaftlicher Lage fällt ihnen die Arbeitssuche deutlich schwerer als Personen in der Arbeitslosenversicherung, wie aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit eindrucksvoll verdeutlichen. 2011 schafften pro Monat durchschnittlich nur etwa vier Prozent den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt. Häufig ist die Beschäftigung dann nicht von Dauer.

Arbeitslosigkeit ist in Deutschland ein Zweiklassensystem, jeweils basierend auf dem zuständigen Sozialgesetzbuch II oder III.
Die SGB III-Arbeitslosen sind in der Regel maximal ein Jahr ohne Arbeit und erhalten das am letzten Einkommen bemessene Arbeitslosengeld I (ALG I) aus der Arbeitslosenversicherung. Meist sind sie gut ausgebildet. Deshalb und aufgrund der vergleichsweise kurzen Arbeitslosigkeitsdauer stehen sie dem Arbeitsmarkt näher. Mit etwa einem Drittel stellen sie jedoch den deutlich kleineren Teil aller Arbeitslosen.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Mai 2012): Strukturen der Arbeitslosigkeit, S. 11, Darstellung O-Ton-Arbeitsmarkt

Die überwiegende Zahl der Arbeitslosen (über zwei Drittel) befindet sich hingegen im SGB II-System. SGB II-Arbeitslose beziehen Leistungen aus der steuerfinanzierten Grundsicherung („Hartz IV“), denn bei ihnen ist die maximale Bezugsdauer von ALG I bereits abgelaufen oder die Anspruchsvoraussetzungen auf ALG I sind nicht erfüllt. Obwohl irreführend auch als Arbeitslosengeld II bezeichnet, wird diese Leistung unabhängig von einer vorherigen Beschäftigung ausgezahlt und entspricht der früheren Sozialhilfe. SGB II-Arbeitslose sind häufig gering oder gar nicht ausgebildet und die letzte Arbeitserfahrung liegt bereits längere Zeit zurück. Nicht selten kommen weitere Hemmnisse bei der Jobsuche wie ein höheres Alter, Migrationshintergrund oder gesundheitliche Probleme hinzu. Entsprechend schwerer fällt ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt. Auch konjunkturelle Hochphasen ändern daran wenig, wie ein Blick auf die Daten aus 2011 zeigt.

SGB II-Arbeitslose kommen auch bei guter Konjunktur schwer und kaum langfristig in Arbeit

Die Arbeitslosenzahlen sind vor dem Hintergrund der guten konjunkturellen Lage in den letzten Jahren deutlich gesunken. Hiervon profitiert haben aber in erster Linie die Personen im SGB III-System, bei denen sich die Zahl seit 2005 von rund 2,1 auf rund 900.000 Personen mehr als halbiert hat. Bei den Arbeitslosen im SGB II-System hingegen war der Effekt deutlich schwächer. Hier ging die Zahl lediglich von rund 2,8 auf etwa 2,1 Millionen Menschen zurück, was etwa 25 Prozent entspricht.

Aus Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung fanden also in erster Linie die arbeitsmarktnäheren ALG I-Bezieher. Aus diesem zahlenmäßig deutlich kleineren Pool erfolgten zwei Drittel aller Beschäftigungsaufnahmen. Besonders deutlich werden diese unterschiedlichen Chancen am Arbeitsmarkt beim Blick auf die so genannte Abgangsrate. Sie beziffert den Anteil der Arbeitslosen, der eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt gefunden hat, an alle Arbeitslosen.
Während im Jahresdurchschnitt 2011 monatlich 14,5 Prozent der SGB III-Arbeitslosen eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt fanden, waren es im SGB II nur 3,7 Prozent. Gegenüber 2007 entspricht das bei den SGB III-Arbeitslosen einem Plus von 3,4 Prozentpunkten, bei den SGB II-Arbeitslosen hingegen gab es nur einen leichten Zuwachs von 0,8 Prozentpunkten.

Wenn die Arbeitssuche bei den SGB II-Arbeitslosen glückt, ist das Arbeitsverhältnis zudem häufig nicht von Dauer. Über die Hälfte der Personen, die sich 2011 in das SGB II-System arbeitslos meldeten, hat in den vorherigen zwölf Monaten bereits Hartz IV-Leistungen bezogen, ein Drittel sogar in den vorherigen drei Monaten. Hier dauerte die Beschäftigung also nicht länger als ein Jahr beziehungsweise drei Monate.

Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Strukturen der Arbeitslosigkeit