17. Juli 2012
(o-ton) Das mit 1,3 Milliarden Euro geförderte Programm Bürgerarbeit zur Arbeitsmarktintegration Langzeitarbeitsloser in Deutschland läuft seit Juli 2010. Die Wirkung ist bisher unklar. Erste Daten deuten aber darauf hin, dass die Vermittlungsbemühungen in der Aktivierungsphase nur wenig an den Arbeitsmarktproblemen von Personen mit besonderen Vermittlungshemmnissen ändern.
Am 15. Juli 2010 startete bundesweit das Programm Bürgerarbeit mit dem Ziel, möglichst viele Langzeitarbeitslose in reguläre Beschäftigung zu vermitteln. Das Programm gliedert sich in eine sechsmonatige Aktivierungsphase, in der laut Bundesagentur für Arbeit intensive Vermittlungsbemühungen in den ersten Arbeitsmarkt stattfinden, und eine Bürgerarbeitsphase, in der die nicht vermittelten Personen über einen Zeitraum von maximal drei Jahren einen öffentlich geförderten Arbeitsplatz erhalten sollen. So innovativ die Idee der Aktivierungsphase auch klingen mag, tatsächlich verbergen sich dahinter bereits bestehende Instrumente der Arbeitsmarktpolitik wie das Vermittlungsbudget oder Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung.
Laut Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen soll das Modell „…gezielt schwerer vermittelbare Gruppen… in den Blick nehmen“. Und tatsächlich sind „Problemgruppen“ am Arbeitsmarkt wie Geringqualifizierte, Ältere über 50 Jahren und Alleinerziehende besonders häufig vertreten. Die vorliegenden Daten (Berichtsmonat Januar 2012) deuten allerdings darauf hin, dass die Chancen auf eine ungeförderte Arbeitsstelle trotz Aktivierungsphase gering bleiben.
Besonders auffällig wird dies bei den Älteren über 50 Jahren. Ihr Anteil an allen Personen in der Bürgerarbeitsphase lag im Dezember 2011 bei circa 31 Prozent. In der Aktivierungsphase hingegen war die Personengruppe anteilig mit „nur“ etwa 16 Prozent vertreten. Diese Verteilung lässt vermuten, dass Ältere besonders häufig die Aktivierungsphase durchlaufen, ohne eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden und daher in die Bürgerarbeitsphase übergehen. Angesichts des parallel laufenden Programms „Perspektive 50plus“ mit ähnlichen Zielsetzungen ist der hohe Anteil älterer Teilnehmer verwunderlich.
Bei jungen Menschen unter 25 Jahren hingegen lässt sich der umgekehrte Effekt beobachten. Während der Anteil dieser Altersgruppe in der Aktivierungsphase im Dezember 2011 bei rund sechs Prozent lag, machten sie nur rund ein Prozent der Personen in der Bürgerarbeitsphase aus. Bei Geringqualifizierten lag der Anteil der Personen in der Aktivierungsphase mit rund 38 Prozent leicht höher als in der Beschäftigungsphase (circa 33 Prozent). Kaum Unterschiede gab es bei der Gruppe der Alleinerziehenden. Ihr Anteil an allen Personen in der Aktivierungsphase lag bei circa 13,5 Prozent, in der Beschäftigungsphase bei rund 13 Prozent.
Bisher liegen nur wenige öffentlich zugängliche Daten zum Programm Bürgerarbeit vor. Die tatsächliche Integrationswirkung kann daher bislang nur vermutet werden. Das Programm wird jedoch aktuell durch das Institut Arbeit und Wirtschaft (IAW) und das Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) evaluiert. Mit Ergebnissen ist erst 2015 zu rechnen.
Zahlen und Hintergrundinformationen des Artikels wurden bereitgestellt von Andreas Hammer.
Zum Weiterlesen:
Pressemitteilung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zur Bürgerarbeit
Zum Weiterschauen:
Pressekonferenz: Ursula von der Leyen zur Bürgerarbeit (online nicht mehr verfügbar)