18. Juni 2014
(o-ton) Kaum ein Langzeitleistungsbezieher wird arbeitsmarktpolitisch gefördert. Der Großteil von Ihnen, ganze 76 Prozent, hat in den letzten 12 Monaten an keiner Maßnahme teilgenommen. Das geht aus einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit hervor.
Langzeitleistungsbezieher, das sind über 17-Jährige, die 21 der letzten 24 Monate Hartz IV-Leistungen bezogen, sind eine der Problemgruppen am deutschen Arbeitsmarkt. Dennoch werden sie kaum gefördert. In den vorangegangenen 12 Monaten hat lediglich ein Viertel der im Januar 2014 fast drei Millionen Langzeitleistungsbezieher an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilgenommen. Die übrigen rund 76 Prozent wurden in dieser Zeit nicht gefördert. Im Vergleich mit dem Vorjahr (Dezember 2013) ist die Zahl der Ungeförderten zudem von 2,22 auf 2,25 Millionen Menschen gestiegen.
Langzeitleistungsbezieher sind besonders „förderbedürftig“
Dabei sind Langzeitleistungsbezieher besonders förderbedürftig, denn ihnen fällt der Ausweg aus der Hilfebedürftigkeit und in den Arbeitsmarkt extrem schwer. Wie schwer, zeigt die BA-Statistik mehr als deutlich, denn im Januar 2014 fanden nur 0,9 Prozent von ihnen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Hintergrund sind, im Jargon der Bundesagentur für Arbeit, die „multiplen Vermittlungshemmnisse“.
Eines der Haupthemmnisse der Langzeitleistungsbezieher, das gleichzeitig arbeitsmarktpolitisch angegangen werden könnte, ist keine oder eine nur geringe Qualifikation. Im Januar 2014 verfügten 42 Prozent der Langzeit-Hartz IV-Empfänger über keine abgeschlossene Berufsausbildung und 16 Prozent über keinen Schulabschluss. 31 Prozent beendeten die Schule mit einem Hauptschulabschluss.
Weitere Vermittlungshemmnisse sind beispielsweise psychische und körperliche Erkrankungen, Schulden oder auch, alleinerziehend zu sein. Mit einem Anteil von 15 Prozent ist fast jeder sechste Langzeitleistungsbezieher für die Erziehung eines Kindes verantwortlich, ohne mit einem Partner in einem Haushalt zu leben.
Über zwei Drittel aller Hartz IV-Empfänger sind Langzeitleistungsbezieher
Im Januar 2014 gab es rund 2,97 Millionen Langzeitleistungsbezieher, das sind mehr als zwei Drittel der insgesamt 4,39 Millionen Hartz IV-Empfänger im erwerbsfähigen Alter. Allerdings ist die Zahl der Langzeitleistungsbezieher in den letzten Jahren gesunken. Seit Januar 2009 gab es einen Rückgang um rund 300.000 Personen beziehungsweise neun Prozent.
Keine Förderung im Sinne der zitierten Statistik meint alle arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen mit Ausnahme von Zuschüssen aus dem Vermittlungsbudget (beispielsweise für Bewerbungskosten), Beschäftigung begleitenden Leistungen und einer intensiveren Beratung oder Betreuung durch Jobcentermitarbeiter.
Zum Weiterlesen:
Bundesagentur für Arbeit, Langzeitleistungsbezieher – Länder, Jobcenter – Januar 2014