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Kaum Jobchancen für Langzeitarbeitslose – Nur jeder Zehnte fand 2014 Arbeit

(o-ton) Langzeitarbeitslose haben kaum Perspektiven am Arbeitsmarkt. Ihre monatliche Chance auf einen regulären Arbeitsplatz lag 2014 bei nur 1,5 Prozent. Im gesamten Jahr fanden lediglich 11 Prozent der Langzeitarbeitslosen einen Job. In den letzten Jahren ist die Lage zudem schwieriger geworden. Das zeigen Daten der Bundesagentur für Arbeit.   

Langzeitarbeitslose sind eine Problemgruppe am deutschen Arbeitsmarkt. Bei insgesamt sinkenden Arbeitslosenzahlen findet kaum einer von ihnen zurück in Beschäftigung. 2014 gelang dies pro Monat nur durchschnittlich 1,5 Prozent der Langzeitarbeitslosen.

Hinzu kommt: In den letzten Jahren sind die Beschäftigungschancen der Arbeitslosen, die ein Jahr und länger bei den Arbeitsagenturen oder Jobcentern gemeldet waren, noch gesunken. 2007 und 2008 lag ihre monatliche Abgangsrate in Arbeit noch bei 1,8 Prozent, 2010 und 2011 sogar bei zwei Prozent. 2012 ist die Rate jedoch deutlich gesunken und stagniert seitdem bei 1,5 Prozent. Kurz: Der Aufschwung am Arbeitsmarkt ging an den Langzeitarbeitslosen vorbei.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stock-Flow-Analyse der Langzeitarbeitslosigkeit, S.20.

Zudem hat sich das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden in den letzten Jahren erhöht. 2011 wurden noch 13,7 Prozent der Arbeitslosen zwölf Monate nach Verlust der Arbeit langzeitarbeitslos. 2012 stieg die Quote dann auf 14 und 2013 auf 15,3 Prozent. 2014 gab es allerdings einen leichten Rückgang auf 14,9 Prozent.

Welt Online: DGB-Studie falsch wiedergegeben

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund kommt in einer aktuellen Veröffentlichung zu entsprechenden monatsdurchschnittlichen Abgangsraten, wobei hier ausschließlich die langzeitarbeitslosen Hartz IV-Empfänger betrachtet werden.

Nicht zutreffend ist hingegen ein Wert von 14,3 Prozent für das gesamte Jahr 2013, von dem Welt Online letzte Woche mit Bezug auf die DGB-Studie berichtete. Hintergrund ist ein Rechenfehler der Redaktion. 2013 schafften insgesamt rund 132.000 langzeitarbeitslose Hartz IV-Empfänger den Absprung in den Arbeitsmarkt. Die Welt hat diese Zahl in Relation zum Jahresdurchschnitt der Langzeitarbeitslosen im Hartz IV-System (920.634) gesetzt. Wenn man Jahreswerte erhalten möchte, muss allerdings mit der Jahressumme der langzeitarbeitslosen Hartz IV-Empfänger, der so genannten Anwesenheitsgesamtheit, gerechnet werden. Das sind alle Personen, die zu irgendeinem Zeitpunkt im Jahr 2013 (im Hartz IV-System) langzeitarbeitslos waren.

O-Ton Arbeitsmarkt liegen hierzu Daten der Bundesagentur für Arbeit vor. Sie beziehen sich allerdings auf alle Langzeitarbeitslosen und nicht lediglich auf die langzeitarbeitslosen Hartz IV-Empfänger. Da diese aber 89 Prozent aller Langzeitarbeitslosen stellen, sind die Ergebnisse durchaus vergleichbar.

Sie zeigen: Im Jahr 2013 waren über 1,8 Millionen Menschen zu irgendeinem Zeitpunkt einmal langzeitarbeitslos, aber nur rund 190.000 von ihnen schafften den Absprung in Arbeit. Das entspricht einer Quote von 10 Prozent. Also fand 2013 nur jeder zehnte Langzeitarbeitslose Arbeit und nicht weniger als jeder Fünfte, wie die Welt berichtete. Welt Online sprach bereits bei 14,3 Prozent von einem schweren Weg in den Arbeitsmarkt. Tatsächlich ist die Arbeitsmarktlage der Langzeitarbeitslosen jedoch noch deutlich düsterer.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Im Vergleich mit den Vorjahren ist die Quote zudem deutlich gesunken. Im Verlauf des Jahres 2011 lag der Anteil der Langzeitarbeitslosen, die eine Arbeit fanden noch bei 13,3 Prozent. Werte von um die 20 Prozent, die Welt Online berechnet hat, wurden allerdings keineswegs erreicht. Im Jahr 2014 hat sich die Situation leicht verbessert und der Anteil der Abgänge ist auf 10,8 Prozent gestiegen.

Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Stock-Flow-Analyse der Langzeitarbeitslosigkeit

Deutscher Gewerkschaftsbund, Arbeitsmarkt aktuell, Beschäftigungschancen von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-System nicht verbessert

Welt.de, Wer ein Jahr arbeitslos ist, bleibt das meist auch