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175.000 Langzeitarbeitslose mehr durch Statistikänderung

(o-ton) Im Jahresdurchschnitt 2011 gab es in Deutschland über eine Million Langzeitarbeitslose. Das ist deutlich mehr als bisher angenommen. Nach alter Erfassungsmethode waren es „nur“ rund 881.000 Personen. Die zusätzlichen 175.000 wurden bislang schlichtweg nicht mitgezählt.

Seit Januar dieses Jahres liefert die Statistik zur Langzeitarbeitslosigkeit ein vollständiges Bild. Bisher wurden nur die Betroffenen erfasst, die in den Verantwortungsbereich der Agenturen für Arbeit fallen. Seit dem Zusammenlegen von Arbeitslosen- und Sozialhilfe durch die Hartz-Reformen trifft das aber nur noch auf einen Teil der Arbeitslosen zu. Ein weiterer Teil wird von den so genannten Optionskommunen eigenverantwortlich betreut. Diese Arbeitslosen waren wegen eines eigenen Datenübermittlungsverfahrens aber bisher nicht in der Statistik enthalten.

Eine „unvollständige Messgrundlage“, die die Bundesagentur für Arbeit mit dem diesjährigen Anwachsen der Optionskommunen auf 108 von vormals 67 korrigierte, und damit die Zahl der Langzeitarbeitslosen auf rund 1.056.000 Personen steigen ließ.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Januar 2012), Einführung der integrierten Dauern in der Arbeitslosenstatistik zum Berichtsmonat Januar 2012, S.2, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Auch die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit verlängerte sich durch die Statistikänderung. Nach alter Erfassungsmethode lag diese bei 33,7 Wochen. Mit der neuen Methode erhöht sich die Dauer um 3,2 auf insgesamt 36,9 Wochen.

Bei den Langzeitarbeitslosen in der Hartz IV-Grundsicherung ist der Effekt deutlich größer als bei Personen, die Arbeitslosengeld I beziehen. Im Vergleich verlängert die Statistikänderung die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit bei den langzeitarbeitslosen Hartz IV-Beziehern um 4,3 auf insgesamt 50,4 Wochen, bei den ALG I-Beziehern um 0,5 auf 19,1 Wochen.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Januar 2012), Einführung der integrierten Dauern in der Arbeitslosenstatistik zum Berichtsmonat Januar 2012, S. 13, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Berücksichtigt wird hier allerdings nur die abgeschlossene Dauer und damit nur die Personen, die ihre Arbeitslosigkeit wegen einer Arbeitsaufnahme beendet oder aber beispielsweise durch die Teilnahme an einer geförderten Weiterbildung oder einem Ein-Euro-Job lediglich unterbrochen haben. Dauerhaft arbeitslose Menschen werden nicht eingerechnet. Mit ihnen wäre die Zahl noch deutlich höher.

Zum Weiterlesen:

Erläuterungen der BA zur Umstellung der Statistik

Methodenbericht der BA: Dauern in der integrierten Arbeitslosenstatistik