13. Mai 2013
(o-ton) Jeder dritte der etwa 4,3 Millionen erwerbsfähigen „Hartz IV“-Empfänger in Deutschland arbeitet. Besonders die neuen Bundesländer haben ein Aufstocker-Problem. In einigen Regionen arbeitet dort fast jeder zweite „Hartz IV“-Empfänger.
30 Prozent aller erwerbsfähigen „Hartz IV“-Empfänger waren im November 2012 berufstätig. In den neuen Bundesländern liegt der Anteil der so genannten Aufstocker jedoch noch durchweg höher. In Thüringen und Sachsen arbeiten rund 35 Prozent der „Hartz IV“-Empfänger. Gemeinsam kommen die neuen Bundesländer auf einen Aufstocker-Anteil von rund 33 Prozent. In den alten Bundesländern sind es zum Vergleich rund 29 Prozent.
In einigen Regionen wie Weimar (40,6 Prozent), Jena (43,1 Prozent) und Suhl (43,5 Prozent) arbeitet sogar fast jeder zweite „Hartz IV“-Empfänger. Die wenigsten Aufstocker gibt es in Gelsenkirchen (20,6 Prozent), Essen (22 Prozent) und Duisburg (22,1 Prozent). Hier arbeitet „nur“ etwa jeder fünfte erwerbsfähige „Hartz IV“-Empfänger.
Jeder vierzehnte Voll- oder Teilzeitbeschäftigte in Halle stockt auf
Auch der Anteil der Aufstocker an allen Voll- und Teilzeitbeschäftigten variiert deutlich zwischen ost- und westdeutschen Bundesländern und Regionen. In den neuen Bundesländern gibt es, gemessen an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen deutlich mehr Menschen, die ihren Lohn mit „Hartz IV“-Leistungen aufstocken müssen. Während im Westen rund zwei Prozent aller Voll- und Teilzeitbeschäftigten Leistungen aus der Grundsicherung erhielten, waren es im Osten bereits rund fünf Prozent.
Bei den Bundesländern liegt Berlin mit einem Anteil von 6,4 Prozent Aufstockern an allen Voll- und Teilzeitbeschäftigten weit vorne. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern mit fünf und Sachsen-Anhalt mit 4,8 Prozent. Auch bei den Städten und Regionen wird das Ost-West-Gefälle deutlich. 7,1 Prozent der Voll- oder Teilzeitbeschäftigten in Halle können von ihrem Lohn nicht leben. Es folgen Cottbus mit 6,7 und Brandenburg an der Havel mit 6,5 Prozent. Demgegenüber gibt es im Westen Regionen wie den Lahn-Dill-Kreis, Kaufbeuren oder Eichstätt, in denen das Aufstocker-Problem nicht oder nahezu nicht existent ist.
Bei den geringfügig Beschäftigten wird das Ost-West-Gefälle noch deutlicher. In den neuen Bundesländern erhielten 31 Prozent der Minijobber „Hartz IV“-Leistungen. Der Anteil liegt damit fast dreimal so hoch wie im Westen (11 Prozent). Den höchsten Anteil an aufstockenden Minijobbern gibt es mit rund 33,9 Prozent in Sachsen-Anhalt. Es folgen Berlin mit 33,8 und Brandenburg mit 30,9 Prozent.
Für Prof. Dr. Stefan Sell zeigt der hohe Anteil von geringfügig Beschäftigten unter den Aufstockern, dass Minijobs keinen Einstieg in eine reguläre Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt bieten. Viele Arbeitsmarktexperten kritisieren seit längerem, dass viele „Hartz IV“-Empfänger in einer „Minijob-Falle“ festhängen, denn sie haben aufgrund der bestehenden Zuverdienstregelungen kaum Anreize, eine reguläre Beschäftigung aufzunehmen, sondern sie kombinieren den Bezug von Grundsicherungsleistungen mit dem anrechnungsfreien Einkommen aus einem Minijob.
Auf regionaler Ebene verschärft sich das Bild. In der Uckermark (46,5 Prozent) bezieht fast jeder zweite Minijobber zusätzlich „Hartz IV“-Leistungen. Es folgen Frankfurt (Oder) mit 43,3 und Brandenburg an der Havel mit 42,3 Prozent.
In den westdeutschen Regionen Lahn-Dill-Kreis und Kaufbeuren gibt es hingegen selbst unter den geringfügig Beschäftigten keine Aufstocker.
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