27. Mai 2015
(o-ton) Über eine Million Menschen in Deutschland zählen laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit zu den Langzeitarbeitslosen – sie sind seit mehr als einem Jahr offiziell arbeitslos. Das bedeutet gleichzeitig: Sie haben auch länger als ein Jahr keine längerfristige arbeitsmarktpolitische Förderung erhalten, denn nur so gehen sie in die Statistik ein. Mehr als 350.000 dieser Langzeitarbeitslosen wurden sogar länger als drei Jahre nicht mehr gefördert.
Für die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) zählen Langzeitarbeitslose nur dann auch tatsächlich als langzeitarbeitslos, wenn sie länger als ein Jahr an keiner arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilgenommen haben. Denn ist das der Fall, liegt für die BA eine so genannte schädliche Unterbrechung vor, nach der sie die Dauer der Arbeitslosigkeit von vorne zählt. Einzige Ausnahme sind die so genannten Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung, zum Beispiel kurze Bewerbungstrainings von sechs bis acht Wochen. Auch eine Krankschreibung von mehr als sechs Wochen oder die Betreuung von Kindern und Angehörigen zählen zu den schädlichen Unterbrechungen. So macht man aus Langzeitarbeitslosen Neu-Arbeitslose und schönt die offizielle Statistik (O-Ton berichtete).
Langzeitarbeitslose wurden während ihrer gesamten Arbeitslosigkeit nicht längerfristig gefördert
Die BA-Statistik ist daher faktisch nutzlos, um das tatsächliche Ausmaß der Langzeitarbeitslosigkeit abzubilden. Was sie stattdessen aber offenbart: Die Langzeitarbeitslosen, die in der Statistik enthalten sind, haben im gesamten Zeitraum ihrer Arbeitslosigkeit an keiner längerfristigen Fördermaßnahme teilgenommen, denn eine solche hätte sie als schädliche Unterbrechung aus der Statistik fallen lassen.
2014 zählte die Bundesagentur für Arbeit rund 1,077 Millionen Menschen zu den Langzeitarbeitslosen. Sie sind in der gesamten Zeit ihrer Arbeitslosigkeit nicht oder lediglich mit einer kurzen Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung gefördert worden. Bei über 585.000 von ihnen gab es zwei Jahre oder länger keine Förderung mit einer Maßnahme, die über eine kurze Aktivierung hinausging, bei rund 356.000 Langzeitarbeitslosen sogar drei Jahre oder länger.
Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der un- oder nur kurzfristig geförderten Langzeitarbeitslosen und derer unter ihnen, die mehr als zwei oder sogar mehr als drei Jahre keine Förderung erhalten haben, zudem noch gestiegen. 2013 gab es insgesamt rund 1,07 Millionen Langzeitarbeitslose (ein Prozent weniger als 2014). Darunter waren 562.000 mehr als zwei Jahre ohne längerfristige Förderung (vier Prozent weniger als 2014) und 333.500 drei Jahre und länger (sieben Prozent weniger als 2014).
Zum Weiterlesen:
O-Ton-Arbeitsmarkt, Statistik schönt Ausmaß der Arbeitslosigkeit