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Forscher belegen: Arbeitslose sind eine gesundheitliche Risikogruppe

(o-ton) Langzeitarbeitslose sind deutlich häufiger von Krankheit betroffen als Erwerbstätige. Auch das Sterblichkeitsrisiko ist bei Arbeitslosen höher als bei der arbeitenden Bevölkerung. Dabei ist Arbeitslosigkeit sowohl Folge als auch Ursache von Erkrankungen. Das ergibt eine systematische Literaturauswertung von Wissenschaftlern der Universitäten München und Düsseldorf.

Bei Langzeitarbeitslosen liegt die Sterberate 1,6-mal höher als bei der arbeitenden Bevölkerung und steigt mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit. Langzeitarbeitslose sind im Schnitt doppelt so häufig von psychischen Erkrankungen betroffen wie Erwerbstätige. Besonders Depressionen und Angststörungen sind bei ihnen stark vertreten. Arbeitslose haben zudem ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle und sind häufiger von Alkoholerkrankungen betroffen. Zudem hat Arbeitslosigkeit Auswirkungen auf die Zahl der Suizide. Steigt die Arbeitslosenquote, nimmt auch die Selbstmordrate zu.

Das sind nur einige der Befunde zum Zusammenhang zwischen Langzeitarbeitslosigkeit und Krankheit, die die Wissenschaftler Britta Herbig, Nico Dragano und Peter Angerer vorgelegt haben. Auf Basis einer systematischen Auswertung von Metaanalysen und Reviews der letzten zehn Jahre in der Datenbank PubMed schlussfolgern sie deutlich: Arbeitslose sind eine gesundheitliche Risikogruppe.

Arbeitslosigkeit macht krank – Krankheit macht arbeitslos

Arbeitslosigkeit ist zum einen Folge, zum anderen aber auch Ursache von Erkrankungen. Beide Effekte „interagieren und verstärken sich im Sinne eines Teufelskreises“, heißt es in der Übersichtsarbeit der Wissenschaftler. Wenn beispielsweise eine chronisch kranke Person arbeitslos werde, verschlimmere dies die Krankheit noch und das wiederum mindere die Chancen, wieder einen Arbeitsplatz zu finden.

Eine unterstützende Sozialpolitik könne die negativen Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und Krankheit aber mindern, schlussfolgern die Forscher in ihrer Arbeit. So sei beispielsweise der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Selbstmorden in Ländern, die stärker in aktive Arbeitsmarktprogramme investierten, schwächer. Die Forscher appellieren daher an die Politik, sich mit einer erfolgreichen Arbeitsvermittlung und einer gezielten Gesundheitsförderung stärker um die Gruppe der Langzeitarbeitslosen zu kümmern.

Zum Weiterlesen:

Britta Herbig, Nico Dragano, Peter Angerer, Gesundheitliche Situation von langzeitarbeitslosen Menschen (Deutsches Ärzteblatt, 110, Heft 23-24)