21. Oktober 2013
(o-ton) Die Hartz-Reformen haben den bereits vorhandenen Trend zu Niedriglöhnen und einer größeren Lohnungleichheit verstärkt. Das ergibt eine Studie von Wissenschaftlern des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Insgesamt habe sich die Qualität der Arbeitsverhältnisse in Deutschland verschlechtert.
Im Rahmen ihrer Studie “Doing Well in Reforming the Labour Market? Recent Trends in Job Stability and Wages in Germany“ untersuchten Giannelli, Jaenichen und Rothe die Auswirkungen der „Hartz“-Reformen auf die Qualität von Arbeitsverhältnissen. Dazu verglichen sie die Dauer von neu begonnenen Arbeitsverhältnissen und die Gehälter von verschiedenen Berufsgruppen in den Jahren 1998 bis 2010.
Während die Auswirkungen auf die Arbeitsplatzstabilität nur moderat seien, konnte ein deutlicher Rückgang der Reallöhne festgestellt werden. In niedrigeren Lohnsegmenten sei der Effekt stärker als bei Besser-Verdienenden, weshalb die Lohnungleichheit zugenommen habe. Von überdurchschnittlichen Lohnverlusten betroffen seien vor allem die ohnehin benachteiligten Gruppen der Leiharbeiter, Ungelernten und zuvor Arbeitslosen.
Das Sinken der Löhne habe bereits vor Einführung der Hartz-Gesetze begonnen, sei also nicht durch die Arbeitsmarktreformen ausgelöst, aber durch sie verstärkt worden, so die Forscher.
Die Studienergebnisse lieferten eine mögliche Erklärung, warum auch während der großen Rezession in den Jahren 2008/2009 die Zahl der Beschäftigten in Deutschland nur leicht abnahm und die Arbeitslosenzahlen vergleichsweise niedrig blieben, schlussfolgern Giannelli, Jaenichen und Rothe.
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass aufgrund der Datenlage nur die Lohnhöhe von Vollzeitbeschäftigten ausgewertet werden konnte. Nicht berücksichtigt wurden unter anderem Teilzeitbeschäftigte und Mini-Jobber.
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