26. Oktober 2017
Kaum ein Langzeitleistungsbezieher wird arbeitsmarktpolitisch gefördert. Die Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) belegt: Der Großteil von Ihnen, knapp 77 Prozent, hat in den letzten 12 Monaten an keiner Maßnahme teilgenommen.
Langzeitleistungsbezieher sind eine der Problemgruppen am deutschen Arbeitsmarkt. Dennoch werden sie kaum gefördert. Es handelt sich um Personen, die in 21 der letzten 24 Monate Hartz IV-Leistungen bezogen haben. Im Vorjahr 2016 hat nicht einmal jeder vierte der knapp 2,8 Millionen Langzeitleistungsbezieher an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilgenommen. Die übrigen rund 76 Prozent wurden in dieser Zeit nicht gefördert. Absolut gesehen ist die Zahl der Ungeförderten im Vergleich mit dem Vorjahr von 2,18 auf 2,14 Millionen Menschen gesunken.
Förderung im Sinne der zitierten BA-Statistik meint alle arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen mit Ausnahme von Zuschüssen aus dem Vermittlungsbudget (beispielsweise für Bewerbungskosten), Beschäftigung begleitenden Leistungen und einer intensiveren Beratung oder Betreuung durch Jobcentermitarbeiter.
Langzeitleistungsbezieher sind besonders „förderbedürftig“
Dabei sind Langzeitleistungsbezieher besonders förderbedürftig, denn ihnen fällt der Ausweg aus der Hilfebedürftigkeit und in den Arbeitsmarkt extrem schwer. Wie schwer, zeigt die Statistik mehr als deutlich, denn im Jahr 2016 fand durchschnittlich nur Einer von Hundert eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Hintergrund sind – im Jargon der Bundesagentur für Arbeit – die „multiplen Vermittlungshemmnisse“.
Eines der Haupthemmnisse der Langzeitleistungsbezieher, das aber arbeitsmarktpolitisch angegangen werden könnte, ist keine oder eine nur geringe Qualifikation. 2016 hatte rund ein Viertel der Langzeit-Hartz IV-Empfänger keine abgeschlossene Berufsausbildung und knapp jeder Zehnte konnte keinen Schulabschluss nachweisen. Knapp jeder fünfte Langzeitleistungsbezieher beendete die Schule mit einem Hauptschulabschluss.
Knapp zwei Drittel aller Hartz IV-Empfänger sind Langzeitleistungsbezieher
2016 gab es knapp 2,8 Millionen Langzeitleistungsbezieher, das sind knapp zwei Drittel der insgesamt 4,3 Millionen Hartz-IV-Empfänger im erwerbsfähigen Alter (O-Ton berichtete). Allerdings ist die Zahl der Langzeitleistungsbezieher in den letzten Jahren gesunken. Seit 2010 gab es einen Rückgang um knapp 400.000 Personen beziehungsweise zwölf Prozent.
Knapp die Hälfte der der Langzeitleistungsbezieher ohne Kontakt zum Arbeitsmarkt
In der Statistik der Leistungsbezieher werden ebenfalls rund 900.000 Aufstocker erfasst. Daher tauchen auch diejenigen, die trotz eines Einkommens aus Erwerbstätigkeit langfristig Hartz-IV-Leistungen beziehen, in der Statistik der Langzeitleistungsbezieher auf. Da die Statistik der BA keine Auskunft darüber gibt, wie viele Aufstocker in einer Maßnahme gefördert wurden, lässt sich die Anzahl der Personen, die weder erwerbstätig waren, noch eine arbeitsmarktpolitische Förderung erhielten, nicht genau beziffern. Sie belief sich in 2016 jedoch auf mindestens 1,3 Millionen Personen (ohne Berücksichtigung der Überschneidung zwischen der Gruppe der Geförderten und der Gruppe der Aufstocker). Dies entspricht rund 46 Prozent aller Langzeitleistungsbezieher.
von Lena Becher
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