17. Oktober 2018
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) gelang zwischen Juli 2016 und Juni 2017 über zwei Millionen Arbeitslosen die Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit. Doch nur ein Teil dieser neuen Jobs überdauerte das erste halbe Jahr und gerade einmal die Hälfte der Arbeitsaufnahmen führte zu einer mittelfristigen Integration in den Arbeitsmarkt. Vor allem Hartz-IV-Empfängern fällt es schwer, sich am Arbeitsmarkt zu etablieren.
Zwischen Juli 2016 und Juni 2017 zählte die Bundesagentur für Arbeit (BA) knapp 2,1 Millionen Abgänge von Arbeitslosen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (Daten nur mit Wartezeit verfügbar). Doch nur 1,6 Millionen vormals Arbeitslose waren auch nach sechs Monaten noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Mindestens ein Viertel der Beschäftigungsverhältnisse endete also bereits innerhalb der ersten sechs Monate. Nach einem Jahr befanden sich schließlich noch 71 Prozent der vormals Arbeitslosen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.
Die Zahlen stammen aus der Abgangsstatistik der BA. Sie misst an einem Stichtag sechs beziehungsweise zwölf Monate nach Beschäftigungsaufnahme, ob vormals Arbeitslose sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Allerdings wird bei dieser Messweise außer Acht gelassen, ob es sich um das selbe Arbeitsverhältnis handelt. Eine Person mit mehreren kurzen Arbeitsverhältnissen wird also statistisch gleich behandelt wie eine Person, die ein halbes oder ganzes Jahr lang durchgängig gearbeitet hat.
Durchgängige Beschäftigung soll Nachhaltigkeit messen
Weitere Informationen zur Qualität der Arbeitsaufnahmen liefert seit September die BA-Statistik zur durchgängigen Beschäftigung. Als durchgängige Beschäftigung werden nur die Fälle erfasst, bei denen vormals Arbeitslose während der gesamten sechs beziehungsweise zwölf Monate sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, wobei eine Unterbrechung von insgesamt maximal zwei Tagen unberücksichtigt bleibt. Aus der BA-Statistik geht hervor, dass mit einem Anteil von 65,1 Prozent knapp zwei Drittel der Beschäftigungsaufnahmen zu einer mindestens sechsmonatigen Beschäftigung führten. Gerade einmal rund die Hälfte (51,6 Prozent) der Abgänge führte zu einer mindestens einjährigen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung.
Schlechtere Aussichten für Arbeitslose im Hartz-IV-System
Gerade Hartz-IV-Empfängern (SGB II) fällt es schwer, sich langfristig am Arbeitsmarkt zu etablieren. Von rund 636.000 Arbeitslosen, die zwischen Juli 2016 und Juni 2017 eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen haben, waren knapp 361.000 (56,7 Prozent) sechs Monate lang durchgängig beschäftigt. Rund 290.000 – nicht einmal jeder Zweite – war ein Jahr lang durchgängig beschäftigt. Arbeitsaufnahmen von Arbeitslose, die im System der Arbeitslosenversicherung (SGB III) betreut werden, sind hingegen öfter langfristig erfolgreich. Von rund 1,4 Millionen Abgängen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung führten 68,8 Prozent zu einer durchgängigen Beschäftigung von mindestens sechs Monaten. Nach einem Jahr waren mit einem Anteil von 54,2 Prozent immerhin noch deutlich mehr als die Hälfte dieser vormals Arbeitslosen durchgängig beschäftigt.
Eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kommt zu dem Ergebnis, dass Langzeitarbeitslose nach einer Beschäftigungsaufnahme schneller erneut arbeitslos werden als Kurzzeitarbeitslose. Vor allem im Hartz-IV-System gibt es besonders viele Langzeitarbeitslose. Im September 2018 waren nach Angaben der BA 47,2 Prozent der insgesamt knapp 1,5 Millionen Arbeitslosen im Hartz-IV-System langzeitarbeitslos. Im System der Arbeitslosenversicherung lag der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen rund 759.000 Arbeitslosen mit 10,7 Prozent deutlich niedriger. Darüber hinaus sind Beschäftigungsaufnahmen von Arbeitslosen aus dem Hartz-IV-System nicht nur unbeständiger, sondern auch insgesamt seltener als bei der Vergleichsgruppe im System der Arbeitslosenversicherung (O-Ton berichtete).
Zum Weiterlesen:
O-Ton Arbeitsmarkt, Integration in Arbeit: Schlechte Chancen für Hartz-IV-Empfänger, 03.05.2018.