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Langzeitarbeitslose: 20.000 mehr durch Statistikänderung

(o-ton) Die Bundesagentur für Arbeit hat ihre Arbeitslosenstatistik überholt. Die neue, verbesserte Erfassung sorgt für ein Plus von 20.000 Langzeitarbeitslosen. Die ohnehin kaum aussagekräftige Statistik wird damit zumindest ein wenig realistischer.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) passt ihre statistischen Erfassungsmethoden laufend an. Im August traf es die Arbeitslosenstatistik. Die Generalüberholung berücksichtigt unterschiedliche Verfahrensverbesserungen der letzten Jahre und zeigt: Bisher wurde die Zahl der Langzeitarbeitslosen zu niedrig ausgewiesen. So gab es im Juli 2014 nach alter Statistik und Erfassungsmethode 1,064 Millionen Langzeitarbeitslose, nach neuer Methode sind es allerdings 1,085 Millionen – 21.500 mehr.

Diese Differenz von um die 20.000 Personen betrifft nicht nur den Juli, sondern durchgängig alle Monate des aktuellen und vergangenen Jahres. In den vorhergehenden Jahren seit 2007 fällt der Unterschied meist geringer aus. Bis auf das Jahr 2008 und einige Monate in den Jahren 2007 und 2009 wurde die Langzeitarbeitslosenzahl aber durchgehend unterschätzt. Auch bei der Arbeitslosenzahl liegen die neuen Werte über denen der alten Methode, allerdings nur marginal.

Langzeitarbeitslosigkeit steigt seit 2012

Die Datenrevision ermöglicht nun auch, die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit seit 2007 darzustellen. Sie zeigt einen deutlichen Rückgang bis 2011, kurzzeitig unterbrochen von einem leichten Anstieg infolge der Wirtschaftskrise 2010. In den letzten beiden Jahren steigt die Langzeitarbeitslosigkeit allerdings wieder. Lag die Zahl im Juli 2012 noch bei 1,05 Millionen, waren es im selben Monat des Jahres 2013 bereits 1,07 Millionen. Aktuell (Juli 2014) gibt es 1,08 Millionen Langzeitarbeitslose in Deutschland.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Neuaufbereitung der Arbeitslosenstatistik, Tabellenanhang I, http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Grundlagen/Methodenberichte/Arbeitsmarktstatistik/Methodenberichte-Arbeitsmarkt-Nav.html

Kaum aussagekräftige Langzeitarbeitslosenzahl

Die Anpassung der Langzeitarbeitslosenzahl rückt die Statistik zwar etwas näher an das wirkliche Ausmaß der Langzeitarbeitslosigkeit, tatsächlich abbilden kann sie sie aber nicht. Hintergrund sind so genannte „schädliche Unterbrechungen“ in der Statistik, die aus Langzeitarbeitslosen „neu“ Arbeitslose machen, auch wenn sie tatsächlich durchgängig ohne Arbeit waren.

Eine schädliche Unterbrechung ist beispielsweise ein Ein-Euro-Job oder eine längere Krankheit. Hiernach wird die Dauer der Arbeitslosigkeit von vorne gezählt. Dass die betreffenden Personen in der Zwischenzeit weder Arbeit gefunden noch den Arbeitslosengeldbezug beendet haben, ist irrelevant (O-Ton berichtete). Die 1,08 Millionen Langzeitarbeitslosen, die die BA für Juli 2014 herausgibt, sind damit massiv unterzeichnet.

Eine ehrliche Statistik zur Langzeitarbeitslosigkeit gibt es erst dann, wenn die Bundesagentur für Arbeit die beschönigenden schädlichen Unterbrechungen nicht mehr berücksichtigt.

Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Neuaufbereitung der Arbeitslosenstatistik

Bundesagentur für Arbeit, Neuaufbereitung der Arbeitslosenstatistik, Tabellenanhang I