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OECD: 41 Prozent Langzeiterwerbslose in Deutschland

Mehr als jeder dritte Arbeitslose in Deutschland war 2018 länger als 12 Monate ohne Beschäftigung. Das geht aus aktuellen Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Trotz eines Rückgangs rangiert Deutschland im Vergleich der Mitgliedstaaten damit wie auch in den Vorjahren auf den hinteren Plätzen.

Trotz der guten Arbeitsmarktentwicklung in den vergangenen Jahren stellt die verhärtete Erwerbslosigkeit immer noch ein Problem am deutschen Arbeitsmarkt dar. Bei einer vergleichsweise geringen Zahl von Erwerbslosen insgesamt ist der Anteil der Langzeiterwerbslosen unter ihnen anhaltend hoch. Nach Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) waren im Jahr 2018 41,4 Prozent aller Erwerbslosen länger als 12 Monate ohne Arbeit.

Der Anteil der Langzeit- an allen Erwerbslosen ist gegenüber dem Vorjahreswert von 41,9 Prozent nach einem Anstieg im vergangenen Jahr nun wieder leicht gesunken, liegt aber immer noch über dem Wert von 2016 mit 41,1 Prozent. Im Vergleich mit den anderen Mitgliedstaaten belegt Deutschland damit auch weiterhin einen der hinteren Plätze. Der OECD-Durchschnitt von 29,0 Prozent wurde um rund 12 Prozentpunkte überschritten.

Quelle: OECD (2019), OECD, Incidence of unemployment by duration, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Von der guten Arbeitsmarktsituation in Deutschland profitieren also längst nicht alle. Der hohe Anteil der Langzeitarbeitslosen zeigt, dass trotz der Beschäftigungszuwächse in den letzten Jahren Menschen mit schwerwiegenden Problemen in vielen Fällen nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden.

Die OECD-Daten basieren auf dem Erwerbslosen-Konzept der International Labour Organization (ILO), das deutlich vom Arbeitslosen-Konzept der Bundesagentur für Arbeit (BA) abweicht. Laut ILO-Definition sind Erwerbslose Personen im Alter zwischen 15 und 74 Jahren ohne Erwerbstätigkeit, die sich in den vier Wochen vor der Befragung aktiv um eine Arbeitsstelle bemüht haben und für diese Arbeit binnen zwei Wochen zur Verfügung stehen. Hierbei ist unerheblich, ob sie als Arbeitslose gemeldet sind. Als Erwerbstätigkeit im Sinne der ILO gilt bereits eine bezahlte Arbeit ab einer Wochenstunde (auch Selbstständigkeit und Beschäftigung als mithelfende Familienangehörige).

Quelle: Bundesagentur für Arbeit; OECD (2019), OECD, Incidence of unemployment by duration, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Nur mit dem Erwerbslosen-Konzept sind internationale Vergleiche möglich. Nach dem alternativen Konzept der Bundesagentur für Arbeit (BA) liegt der Anteil der Langzeit- an allen Arbeitslosen nach BA-Konzept mit 34,8 Prozent deutlich niedriger. Nach diesem zählen alle Personen als langzeitarbeitslos, die seit mindestens 12 Monaten bei der BA als Arbeitslose erfasst sind. Allerdings unterzeichnet die Statistik der BA das Ausmaß der Langzeitarbeitslosigkeit, indem sie zum Beispiel langzeitarbeitslose Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen nicht mehr zu den (Langzeit-)Arbeitslosen zählt, obwohl sie tatsächlich durchgängig ohne Arbeit sind.



Zum Weiterlesen:

OECD, Incidence of unemployment by duration, abgerufen am 16. Juli 2019.

Bundesagentur für Arbeit, Langzeitarbeitslosigkeit – Deutschland, Länder, Regionaldirektionen, Agenturen für Arbeit und Kreise (Monats-/ Jahreszahlen) – Juni 2019, Tabelle 4.

Bild: Colourbox.de