21. Januar 2014
(o-ton) 2013 erreichte die Zahl der Erwerbstätigen laut Statistischem Bundesamt mit rund 42 Millionen ihren höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Aber: Zu den Erwerbstätigen zählen auch Mini- und Ein-Euro-Jobber oder bezahlte Praktikanten. Nicht jeder Erwerbstätige ist also ein „regulär“ sozialversicherungspflichtig Beschäftigter. Den stärksten Zuwachs gab es zudem bei den Teilzeitbeschäftigten. Besonders Frauen aus der Stillen Reserve und Zuwanderer fanden Arbeit, Arbeitslose hingegen kaum.
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) stieg die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland (nach dem Inlandskonzept) 2013 gegenüber dem Vorjahr um 233.000 auf 41,84 Millionen Menschen. Damit ist das Wachstum zwar nur noch etwa halb so hoch ausgefallen wie in den beiden Vorjahren, dennoch kletterte die Zahl der Erwerbstätigen laut der Wiesbadener Statistikbehörde auf einen neuen Höchststand.
Doch die Erwerbstätigen im Sinne des Statistischen Bundesamtes haben keineswegs alle einen „normalen“, also sozialversicherungspflichtigen Vollzeit- oder Teilzeitjob. Auch ausschließlich geringfügig Beschäftigte („Minijobber“), bezahlte Praktikanten, Freiwilligendienstleistende und Arbeitslose mit einem „Ein-Euro-Job“ zählen neben Angestellten, Beamten, Selbstständigen und Auszubildenden zu den Erwerbstätigen. Denn das Statistische Bundesamt definiert Erwerbstätige als über 15-Jährige, die in der Erhebungswoche mindestens eine Stunde irgendeiner Art von bezahlter Arbeit nachgegangen sind. Dabei ist ebenfalls unerheblich, ob diese Arbeit regelmäßig oder nur gelegentlich ausgeübt wird.
Erwerbstätige sind nicht gleich sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Die Erwerbstätigen gemäß Destatis setzen sich daher wie folgt zusammen: Von insgesamt 41,84 Millionen waren 2013 rund 4,55 Millionen Selbstständige oder mithelfende Familienangehörige und etwa 37,3 Millionen Arbeitnehmer. Von 37,3 Millionen Arbeitnehmern standen im Juni 2013 aber lediglich 29,27 Millionen Menschen in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis.
Die Differenz von etwa acht Millionen Menschen verteilt sich neben den Beamten unter anderem auf ausschließlich geringfügig Beschäftigte – 4,82 Millionen Menschen im Juni 2013 –, Ein-Euro-Jobber, bezahlte Praktikanten und Freiwilligendienstleistende. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verwendet für den Jahresvergleich zunächst Juni-Werte, denn die Jahresdaten sind noch nicht verfügbar. Die Juni-Zahlen liegen regelmäßig sehr nahe beim Jahresdurchschnitt.
Mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, aber vor allem in Teilzeit
Mit rund 29,27 Millionen im Juni 2013 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland gegenüber dem Vorjahresmonat zwar um 348.000 Menschen oder 1,2 Prozent gestiegen, dieser Zuwachs beruht jedoch in der Hauptsache auf einem Mehr an Teilzeitarbeitsverhältnissen. Während die Vollzeitbeschäftigung gegenüber dem Vorjahr um 139.000 oder 0,6 Prozent auf 21,76 Millionen wuchs, nahm die Teilzeitbeschäftigung um 199.000 oder 2,7 Prozent auf 7,5 Millionen deutlich stärker zu. Damit setzt sich der langfristige Trend einer gegenläufigen Entwicklung von Voll- und Teilzeitverhältnissen fort, bei der die Vollzeitbeschäftigung sinkt oder nur geringfügig steigt und die Teilzeitbeschäftigung massiv zunimmt.
Entsprechend dieser Entwicklung hat sich auch der Anteil der Teilzeit- an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiter erhöht. Mit 25,6 Prozent war im Juni 2013 mehr als jeder Vierte in Deutschland teilzeitbeschäftigt. 2012 lag die Teilzeitquote bei 25,2 Prozent. 2003 waren es erst 15,9 Prozent und 1993 lediglich 11 Prozent.
Mehr Erwerbstätige ist nicht gleich weniger Arbeitslose
Wenn mehr Menschen arbeiten, auch in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen, bedeutet das im Umkehrschluss nicht zwangsläufig, dass vormals Arbeitslose eine Beschäftigung finden und die Arbeitslosenzahl gleichzeitig sinkt. Tatsächlich nahm die Zahl der Arbeitslosen 2013 zu, obwohl mehr Menschen erwerbstätig waren. Denn statt der Arbeitslosen kamen in erster Linie (deutsche) Frauen aus der Stillen Reserve und Zuwanderer aus den neuen osteuropäischen EU-Staaten und den europäischen Krisenländern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien (GIPS) in Arbeit. Sie haben das Angebot an Arbeitskräften in Deutschland erhöht und so zum Zuwachs der Erwerbstätigen beigetragen. Die Arbeitslosen hingegen profitierten kaum vom Zuwachs am Arbeitsmarkt. Die Bundesagentur für Arbeit erklärt dies mit „strukturellen“ Problemen. „Die Profile der Arbeitslosen passen in berufsfachlicher, qualifikatorischer und regionaler Hinsicht oftmals nur unzureichend zur Arbeitskräftenachfrage.“, heißt es im Arbeitsmarktbericht für das Jahr 2013.
Das unterstreicht auch die so genannte Abgangsrate aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung. Sie beziffert den Anteil der aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung Abgehenden an allen Arbeitslosen und gibt damit Aufschluss über die Chancen, die Arbeitslosigkeit zu beenden. Im Jahr 2013 ist die Quote von 6,6 auf 6,4 Prozent gesunken. Dabei fällt vor allem den Arbeitslosen im „Hartz IV“-System die Arbeitssuche schwer. Ihre Abgangsrate lag 2013 bei lediglich 3,1 Prozent. Bei den mehrheitlich Kurzzeitarbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung stehen die Chancen mit einer Abgangsrate von 13,2 Prozent deutlich besser.
Zum Weiterlesen:
Bundesagentur für Arbeit, Länderreport Deutschland, Stichtag 30. Juni 2013, Tabelle 1 und 2.1