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Über die Hälfte der Hartz IV-Empfänger ist „arbeitsmarktfern“

(o-ton) Über 50 Prozent der erwerbsfähigen Empfänger von Hartz IV-Leistungen wurden von ihrem Arbeitsvermittler als arbeitsmarktfern eingestuft. Das zeigen Auswertungsdaten der Bundesagentur für Arbeit von August 2012. Bei arbeitsmarktfernen Personen wird davon ausgegangen, dass die Arbeitsplatzsuche länger als 12 Monate dauert oder (zunächst) nur öffentlich geförderte Arbeitsplätze wie Ein-Euro-Jobs realistisch sind. In jedem Fall ist eine intensive und langfristige Förderung durch die Jobcenter notwendig. 

Die Arbeitsvermittlung kategorisiert ihre Kunden in sechs Profile, je nach deren Chancen am Arbeitsmarkt und dem zu erwartenden Förderbedarf. Die Einteilung reicht von integrationsnahen Markt-, Aktivierungs-  und Förderprofilen bis zu arbeitsmarktfernen Entwicklungs-, Stabilisierungs- und Unterstützungsprofilen. Eingestuft wird nach Kompetenzen und Ressourcen der Kunden in den vier „Schlüsselgruppen“ Qualifikation, Leistungsfähigkeit, Motivation und Rahmenbedingungen.

Bundesweit gehörten im August 2012 52,4 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im SGB II (Hartz IV-System) zu den drei arbeitsmarktfernen Profilen. Nur 15,1 Prozent wurden als integrationsnah eingestuft. Bei den übrigen rund 33 Prozent wurde noch keine Einstufung vorgenommen, ist kein Profiling erforderlich oder sie sind bereits beschäftigt, erhalten aber dennoch Hartz IV-Leistungen.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2012): Das arbeitnehmerorientierte Integrationskonzept der Bundesagentur für Arbeit (SGB II und SGB III), S. 13 ff., Darstellung O-Ton-Arbeitsmarkt

Zu den integrationsnahen Profilen zählt eine Person, wenn sie keine oder nur wenige Defizite in den Schlüsselgruppen hat. Ein integrationsnahes Profil wird wahrscheinlich innerhalb der nächsten sechs bis 12 Monate einen neuen Arbeitsplatz finden und dabei wenig bis keine Unterstützung durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen brauchen.

Die arbeitsfernen oder komplexen Profillagen hingegen haben Defizite in mindestens zwei der Schlüsselgruppen. Hier ist eine intensive und langfristige Förderung durch die Jobcenter nötig. Es wird davon ausgegangen, dass diese Personen länger als 12 Monate benötigen, um in Arbeit zu kommen. Bei den beiden arbeitsmarktfernsten Stabilisierungs- und Unterstützungsprofilen liegen zudem so starke Defizite vor, dass (vorerst) nur öffentlich geförderte Arbeitsplätze wie Ein-Euro-Jobs realistisch sind. So sollen sie an den Arbeitsmarkt herangeführt werden.

Mit 24 Prozent hat das Gros der arbeitsmarktfernen Personen im SGB II-System ein Entwicklungsprofil. Es folgen mit jeweils 14,2 Prozent die arbeitsmarktfernsten Personen mit Unterstützungs- oder Stabilisierungsprofil. Zum Vergleich sind die beiden arbeitsmarktnächsten Markt- und Aktivierungsprofile nur mit jeweils 1,2 und 1,4 Prozent vertreten. 12,5 Prozent gehören zum Förderprofil, dem schwächsten in der integrationsnahen Gruppe.

Zum Weiterlesen:
Das rechtskreisübergreifende Integrationskonzept der BA