18. Mai 2017
Obwohl immer mehr Flüchtlinge im Hartz-IV-System ankommen, nehmen weniger von ihnen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil. Doch um es aus der Hilfebedürftigkeit zu schaffen, sind gerade Flüchtlinge auf Unterstützung durch Arbeitsagenturen und Jobcenter angewiesen.
Knapp 178.000 arbeitslose Personen im Kontext von Fluchtmigration zählte die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Januar 2017. Während im Dezember 2016 noch knapp 83.000 Flüchtlinge an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilnahmen, waren es zu Jahresbeginn nur noch rund 80.000 Personen. Zum ersten Mal seit Beginn der statistischen Erfassung von Personen im Kontext von Fluchtmigration ist erstmals auch die absolute Teilnehmerzahl gesunken. Obwohl also immer mehr Flüchtlinge für eine arbeitsmarktpolitische Förderung infrage kommen, nahmen im Januar 2017 nur noch rund ein Drittel der förderfähigen Flüchtlinge an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil. Zu den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen zählen u.a. Sprach- und Integrationskurse, Praktika, Weiterbildungen und Ein-Euro-Jobs.
Ein Drittel der Flüchtlinge ohne Schulabschluss
Zweck dieser Maßnahmen ist kurz- oder langfristig die Integration in den Arbeitsmarkt. Für Flüchtlinge stellt hierbei oft der hohe Bildungs- und Qualifizierungsbedarf die größte Herausforderung dar. Fast jeder Dritte hat keinen Schulabschluss. Und für mehr als jeden zweiten Flüchtling kommen nur Stellen auf Helferniveau in Frage. Da die Flüchtlinge hauptsächlich noch sehr jung sind (etwa die Hälfte ist jünger als 30 Jahre) kann davon ausgegangen werden, dass Krieg und Flucht den weiteren Bildungsweg häufig unterbrochen haben (O-Ton berichtete).
Schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, aber viel Potenzial
Bisherige Untersuchungen belegen, dass geringe Qualifizierung und Bildung die Chance auf einen Arbeitsplatz erheblich verschlechtern (O-Ton berichtete). Im Vergleich mit allen Arbeitslosen in Deutschland haben Flüchtlinge aufgrund ihrer fehlenden Sprachkenntnisse und Qualifikationen geringe Aussichten auf einen Arbeitsplatz. Auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der BA weist im Zuwanderungsmonitor April 2017 darauf hin, dass die Sprachförderung und die Investitionen in Bildung und Ausbildung direkte Auswirkungen auf die Integrationschancen der Flüchtlinge haben. Um die Arbeitslosigkeit unter Geflüchteten zu senken, ist es daher zwingend nötig, den betroffenen Personen die nötigen Förderungen zu ermöglichen und für sie somit eine (berufliche) Perspektive zu schaffen.
Eingeschränkte Aussagekraft der Daten
Die im Rahmen der Statistik erfassten Menschen sind aus Fluchtgründen (im Unterschied zu wirtschaftlichen Gründen) nach Deutschland gekommen. Sie haben eine Aufenthaltsgestattung, eine Aufenthaltserlaubnis Flucht oder eine Duldung. Insgesamt sind die statistischen Ergebnisse hilfreich bei der ersten Einschätzung, denn sie stammen aus den Prozessdaten der Bundesagentur für Arbeit. Jeder Flüchtling, der sich bei einer Arbeitsagentur oder einem Jobcenter arbeitslos oder arbeitsuchend meldet, wird statistisch erfasst. Die Auswertungen zu den Qualifikationen seien aber in ihrer Aussagekraft eingeschränkt, weil für einen nennenswert hohen Anteil von Arbeitsuchenden und Arbeitslosen (noch) keine Angaben zur Qualifikation vorliegen, so die BA.
Hinzu kommt, dass die offizielle Arbeitslosenzahl für Flüchtlinge nicht alle Flüchtlinge ohne Arbeit erfasst (O-Ton berichtete). Zahlreiche Flüchtlinge werden von der BA lediglich als Arbeitsuchende gezählt. Offiziell als arbeitslos gilt nur, wer keiner sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgeht, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht und nicht an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilnimmt. Um herauszufinden, wie viele der Flüchtlinge, die theoretisch in einer Maßnahme gefördert werden können, die Förderung auch tatschlich erhalten, werden demnach sowohl Arbeitslose, als auch die Teilnehmer an Maßnahmen bei der Berechnung der Aktivierungsquote einbezogen.
von Lena Becher
Zum Weiterlesen:
Bundesagentur für Arbeit, Personen im Kontext von Fluchtmigration.