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Weniger Weiterbildungen mit Berufsabschluss, vor allem für Hartz-IV-Empfänger

Weiterbildungen mit Berufsabschluss erhöhen die Chancen Arbeitsloser am Arbeitsmarkt deutlich, wie verschiedene Studien belegen. Dennoch nahmen zuletzt immer weniger Personen in Förderungen der beruflichen Weiterbildung teil. Im Hartz-IV-System war der Rückgang am größten.

Nehmen Arbeitslose an einer Umschulung mit Berufsabschluss teil, erhöht dies ihre Chancen auf Beschäftigung erheblich. Dies belegen verschiedene Untersuchungen zu dem Thema (O-Ton berichtete hier und hier). Dennoch sind die Teilnehmerzahlen in Förderung der Beruflichen Weiterbildung (FbW) seit 2014 rückläufig.

Im Jahr 2017 wurden zuletzt noch rund 154.000 Personen in einer solchen Maßnahme gefördert, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke im Bundestag hervorgeht. Auch anteilig haben Maßnahmen der FbW im Verhältnis zu allen arbeitsmarktpolitischen Fördermaßnahmen an Bedeutung verloren: Während 2015 noch 19,1 Prozent der Förderungen auf FbW-Maßnahmen entfiel, sank der Anteil in den Folgejahren bis auf 17,2 Prozent im Jahr 2017 ab.

Quelle: Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Fraktion Die Linke – Drucksache 19/2933, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Hartz-IV-Empfänger haben das Nachsehen

Der Rückgang der Teilnehmerzahlen findet seit 2013 – mit einer Ausnahme in 2015 – einzig auf der Seite der Hartz-IV-Empfänger, nicht aber auf der Seite der Arbeitslosengeldempfänger statt. Dies geht aus der Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit hervor. So wurden im Jahr 2017 rund 59.000 Empfänger von Hartz-IV-Leistungen in einer FbW-Maßnahme gefördert – 2015 waren es noch knapp 66.000. Im System der Arbeitslosenversicherung steigt die Zahl der Teilnehmenden in FbW-Maßnahmen hingegen seit 2012 kontinuierlich an und lag im Jahr 2017 schließlich bei knapp 95.000.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Diese Entwicklung erscheint vor allem deshalb widersinnig, weil sich gerade im Hartz-IV-System besonders viele Personen ohne Berufsabschluss finden (O-Ton berichtete). Außerdem werden zwei Drittel der Arbeitslosen im Hartz-IV-System betreut. Damit ist der Bedarf an qualifizierenden Fördermaßnahmen unter Leistungsbeziehern von Hartz IV deutlich größer als im System der Arbeitslosenversicherung – der Zugang zu diesen Maßnahmen aber erheblich schlechter.

von Lena Becher

 

 

Zum Weiterlesen:

Weiterbildungen für Erwerbslose mit dem Ziel eines beruflichen Abschlusses, Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Fraktion Die Linke, 22.06.2018.

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarktpolitischen Instrumente – Deutschland, West/Ost, Länder und Regionaldirektionen (Zeitreihe Jahreszahlen), März 2018.

Bild: colourbox.de